Substantiv
Metzler Lexikon Sprache 2000
Metzler Lexikon Sprache 2000 / Herausgegeben von Helmut Glück. – Stuttgart – Weimar: Verlag J. B. Metzler. – S. 703-704.
Substantiv
lat. nōmen substantīvum >Wort, das für sich selbst Bestand hat.
Auch: Nomen;
in Schulgrammatiken auch: Dingwort, Gegenstandswort, Hauptwort, Nennwort,
engl, noun,
frz. nom
→ Wortart, deren lexikalisierte Repräsentanten im Dt. rd. die
Hälfte des gesamten Wortschatzes ausmachen.
In morpholog. Hinsicht
sind S. durch →
Deklination und damit durch die Kategorien
- → Genus,
- → Numerus und
- → Kasus
gekennzeichnet.
In syntakt. Hinsicht
zeichnen sich S. durch die Fähigkeit aus, als → Kern einer Nominalphrase zu fungieren und ein → Satzglied bilden zu können
- (→ Subjekt,
- → Objekt,
- → Prädikativ).
S. lassen sich nach verschiedenen Kriterien subklassifizieren, so z.B.
nach dem morpholog. Kriterium:
- einfache S. (→ Simplex)
- vs. komplexe S. (→ Ableitung, → Komposition, → Wortbildung)
oder auch nach dem Kriterium der → Valenz.
In semant. bzw. syntakt.-semant. Hinsicht
werden die S. unterschiedl. klassifiziert.
Einigkeit besteht weithin darüber, dass sich als Subklassen
unterscheiden lassen:
- (a) Gattungsbezeichnungen (→ Appellativum), z. B.
Säugling,
Elefant,
Heckenrose,
Bett,
- (b) → Stoffbezeichnungen, z.B.
Holz,
Silber,
Wasser,
- (c) Eigennamen, z.B.
Sokrates,
Athen,
Griechenland.
Häufig werden die Sammelbezeichnungen (→ Kollektivum
, z.B.
Familie,
Herde,
Laub,
Obst)
als weitere, allein semant. begründbare Subklasse der S. angesehen.
Bisweilen wird die Gesamtheit der S. eingeteilt in
-
(1) →
Abstrakta
(zur Bez. von Nichtgegenständlichem, z.B.
Fleiß,
Gesundheit,
Bewegung,
Angst,
Romantik) vs.
- (2) →
Konkreta
(zur Bez. von Gegenständlichem, z.B.
Bett,
Holz,
Sokrates),
wobei dann die oben erwähnten Subklassen als Subklassen der Konkreta angesehen werden.
Andere Einteilungen (vgl. Heibig & Buscha Gr16, Kap. 2.2.1) unterscheiden
- (1)
Eigennamen
vs. - (2)
Appellativa
mit den Subklassen- (2.1) Abstrakta und
- (2.2) Konkreta
und untergliedern die Konkreta weiter in- (a) Bez. für zählbare Individuativa,
- (b) Stoffbez. und
- (c) Kollektiva.
Dagegen wird vorgebracht (vgl. Eisenberg Gr3, 183), dass sich die Abstrakta
wie die Konkreta
jeweils in die Subklassen
- (a) Appellativa,
- (b) Kontinuitiva und
- (c) Eigennamen
untergliedern lassen.
Nach weiteren Kriterien bestimmte Subklassen der S. sind:
- → Nomen acti,
- → Nomen actionis,
- → Nomen agentis,
- → Nomen instrumenti,
- → Nomen loci,
- → Nomen patientis,
- → Nomen qualitatis;
- → Pluraliatantum,
- → Singulariatantum.
Literatur
- G. Bech, Zur Morphologie dt. S.e. Lingua 12, 1963, 177-189.
- W. Rettig, Sprachsystem und Sprachnorm in der dt. S.flexion. Tübingen 1972.
- K.-E. Sommerfeld & H. Schreiber, Wörterbuch zur Valenz und Distribution dt. S.e. Tübingen 1974.
- V. Ullmer-Ehrich, Zur Syntax und Semantik von Substantivierungen im Dt. Kronberg 1977.
- W. Teubert, Valenz des S. Attributive Ergänzungen und Angaben. Ddf. 1979. – C. Craig (Hg.), Noun Classes and Categorization. Amsterdam, Philadelphia 1986.
- R. W. Langacker, Nouns and Verbs. Language 63, 1987, 53-94.
- S. J. Schierholz, Lexikolog. Analysen zur Abstraktheit, Häufigkeit und Polysemie dt. S.e. Tübingen 1991. – M. Krifka, Massennomina. In: HSK6, 1991, 399-417.
- P. Ewald, Konkreta vs. Abstrakta: Zur semant. Subklassifikation dt. S.e. Sprachw. 17, 1992, 259-281.
- H.-J. Sasse, Das Nomen – eine universale Kategorie? In: Sprachtypologie und Universalienforschung 46, 1993, 187-221.
- J. E. Schmidt, Die dt. S.gruppe und die Attribuierungskomplikation. Tübingen 1993.
- H. Weinrich, Textgrammatik der dt. Spr. Mannheim 1993, 317-476. – Eisenberg, Gr3, 176-184.
- Heibig & Buscha, Gr16, Kap. 2. – K.-M. Kopeke (Hg.), Funktionale Untersuchungen zur dt. Nominal- und Verbalmorphologie. Tübingen 1994.
- E. Meinecke, Das S. in der dt. Gegenwartssprache. Heidelberg 1996.