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Exkursion

„Auf den Spuren des Literaturnobelpreisträgers Ivo Andrić“

Graz – Banjaluka – Sarajevo – Mostar – Dubrovnik – Višegrad – Beograd – Graz (25. Mai bis 2. Juni 2010)

Graz-Maribor-Zagreb

Die vom Institut für Slawistik der Karl-Franzens-Universität Graz durchgeführte Exkursion begab sich mit insgesamt 38 Studierenden und zwei Begleitpersonen (Arno Wonisch, Branko Tošović) auf die Spuren des Literaturnobelpreisträgers Ivo Andrić, der 1892 in Travnik (Bosnien und Herzegowina) geboren wurde, zwei Jahre seines Lebens in Graz verbrachte und im Jahre 1975 in Belgrad (Serbien) verstarb.

Nach dem Treffpunkt vor dem Hauptgebäude der Karl-Franzens-Universität Graz (25. Mai 2010, 6.00 Uhr) führte die Reiseroute zunächst über Maribor (Besichtigung der ehemaligen Männerstrafanstalt, in der Andrić 1914 und 1915 inhaftiert war) nach Zagreb, wo unsere Gruppe auf der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zagreb von der Vizerektorin für Forschung, Frau Prof. Zrinka Jelaska, empfangen und sodann die neu errichtete Fakultätsbibliothek gezeigt wurde. Nach einer darauf folgenden Besichtigung des Krankenhauses der Barmherzigen Schwester (in dem sich Andrić zur Behandlung befunden hatte) und des Zentrums der kroatischen Hauptstadt wurde die Reise nach Banjaluka (Bosnien und Herzegowina; Nächtigung vom 25.5. auf 26.5. im Hotel Palace) fortgesetzt.

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Banjaluka-Travnik

Am 26.5.2010 gab es einen Empfang im Rektorat der Universität Banjaluka, bei der die Vizerektorin für internationale Zusammenarbeit, Frau Prof. Valerija Šaula, der Dekan der Philologischen Fakultät, Herr Prof. Mladenko Sadžak, und die Leiterin des Institutes für serbische Sprache und Literatur, Frau Prof. Mirjana Vlajisavljević, einen Einblick in die Struktur und Tätigkeitsfelder von Universität, Fakultät und Institut gaben. Es folgte ein Vortrag von Herrn Prof. Predrag Lazarević mit dem Thema „Može li se od mržnje pobeći? [Kann man dem Hass entfliehen?]“, der Ivo Andrićs Erzählung „Pismo iz 1920. godine [Ein Brief aus dem Jahre 1920]“ behandelte. Die Weiterreise führte über die Stadt Jajce nach Travnik, wo die Gruppe in Ivo Andrićs Geburtshaus von Herrn Enes Škrgo, der als Kustos des in den Räumlichkeiten des Geburtshauses untergebrachten Museums fungiert, empfangen wurde. Herr Škrgo berichtete über Andrićs frühe Jugend in Travnik und die im Museum ausgestellten diversen Exponate. Am frühen Abend erfolgte die Weiterreise nach Sarajevo, wo im Hotel Hollywood (Ilidža bei Sarajevo) zweimal übernachtet wurde (26.5. auf 27.5. und 27.5. auf 28.5.).

Ivo Andrićs Geburtshaus

Sarajevo

Am Morgen des 27. Mai stattete die Gruppe dem in Sarajevo ansässigen Goethe-Institut Bosnien und Herzegowina einen Besuch ab, im Rahmen dessen von der Leiterin Frau Dr. Petra Raymond und von Herrn Saša Gavrić ein Überblick über die Aktivitäten des Hauses gegeben wurde. Im Anschluss erfolgte eine Stadtführung durch die bosnische Hauptstadt, ehe am Nachmittag den beiden Kulturvereinigungen „Preporod“ (bosniakisch) und „Prosvjeta“ (serbisch) ein Besuch abgestattet wurde. In ersterer Institution berichteten der Direktor, Herr Prof. Senadin Lavić, und Herr Prof. Šaćir Filandra über die bosniakisch-muslimische Sichtweise auf Ivo Andrić sowie über die Aktivitäten ihrer Vereinigung. Der Literat Stevan Tontić, die Vizepräsidentin Frau Tatjana Žarković-Tafro und Frau Milica Kajević sprachen in der „Prosvjeta“ sodann über die Tätigkeiten dieser kulturellen Einrichtung der serbischen Bevölkerungsgruppe und die diesbezügliche Rezeption Ivo Andrićs. Am Abend dieses Tages kam es in der kroatischen Gesellschaft „Hrvatsko društvo za znanost i umjetnost [Kroatische Vereinigung für Wissenschaft und Kunst]“ zu einer Präsentation des Buches „Hrvatski pogledi na odnose između hrvatskoga, srpskoga i bosanskoga/bošnjačkoga jezika [Die kroatische Sichtweise des Verhältnisses zwischen dem Kroatischen, Serbischen und Bosnischen/Bosniakischen]“, das im April 2010 unter der Herausgeberschaft von Branko Tošović und Arno Wonisch erschien.

Sarajevo

Mostar

Der nächste Tag (28.5.) führte von Sarajevo zunächst zur Quelle des Flusses Bosna in Ilidža (mit einer berühmten Parkanlage und einer zu Zeiten Österreich-Ungarns errichteten, zwei Kilometerlangen Allee) nach Mostar, wo im Hotel Mostar eine Nacht verbracht wurde (28.5. auf 29.5.). Nach der Ankunft in der Hauptstadt der Herzegowina begab sich unsere Gruppe auf den Campus der (überwiegend bosniakisch-muslimischen) Universität „Džemal Bijedić“, wo nach einem Empfang des Vizerektors, Herr Prof. Ibro Popić, Frau Prof. Elbisa Ustamujić (Geisteswissenschaftliche Fakultät) einen Vortrag zum Thema „Kulturni i književni život Bošnjaka u Mostaru [Das kulturelle und literarische Leben der BosniakInnen in Mostar]“ hielt. Unmittelbar darauf folgte ein weiterer Empfang auf der zweiten in Mostar ansässigen Universität, der (kroatischen) „Sveučilište u Mostaru“, auf der Herr Prof. Antun Lučić (Geisteswissenschaftliche Fakultät) in Anwesenheit seiner Kollegin Frau Prof. Katica Krešić einen analogen Vortrag über die kroatische Sichtweise hielt („Kulturni i književni život Hrvata u Mostaru [Das kulturelle und literarische Leben der KroatInnen in Mostar]“).

Mostar

Am 29. Mai 2010 stattete unsere Gruppe schließlich auch noch einer serbischen Institution in Mostar einen Besuch ab und bekam im Hause der Literaten Vladimir Ćorović und Aleksa Šantić von Herrn Ratko Pejanović (Leiter der herzegowinischen Zweigstelle der „Prosvjeta“) Aspekte des serbischen Lebens in Mostar vermittelt. Die Weiterreise führte an die unweit von Mostar gelegene Quelle des Flusses Buna (mit ihrem berühmten Derwischkloster) und sodann nach Počitelj, woraufhin der Grenzübertritt nach Kroatien erfolgte. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Ston mit seiner bekannten, der chinesischen Mauer ähnelnden Festungsanlage wurde am späten Nachmittag Dubrovnik erreicht, wo sich für Interessierte die Möglichkeit einer Stadtführung bot. Die Nächtigung in Dubrovnik erfolgte im Hotel Adriatic (29.5. auf 30.5.).

Ston

Dubrovnik- Trebinje - Višegrad

Die Etappe des Folgetages (30.5.) führte von Dubrovnik über die Grenze zwischen Kroatien und Bosnien und Herzegowina zuerst nach Trebinje und in weiterer Folge durch die Ostherzegowina und den Sutjeska-Nationalpark an den Fluss Drina, an dem sich auch das Ziel dieses Tages, die von Ivo Andrić ausführlich beschriebene Stadt Višegrad befindet. Nach Bezug des Hotels Višegrad und der Dependance Motel Aura (Nächtigung von 30.5. auf 31.5.) wurde unsere Gruppe vom Bürgermeister, Herrn Tomislav Popović, und der Direktorin des städtischen Tourismusverbandes, Frau Olivera Todorović, empfangen.

Ston

Bei einem Stadtrundgang wurden dabei die wichtigsten Details zu Ivo Andrić und Višegrad erklärt, der in dieser Stadt einen Teil seiner Jugend verbrachte und Višegrad und seiner Brücke mit seinem Roman „Na Drini ćuprija [Die Brücke über die Drina]“ ein weltbekanntes unvergängliches Denkmal setzte.

[Die Brücke über die Drina]

Am nächsten Tag erfolgte nach einem Besuch des Višegrader Klassenzimmers von Ivo Andrić die Weiterfahrt in Richtung Serbien, wobei die von Andrić beschriebenen „Rzavski bregovi [Rzaver Berge] “ durchfahren wurden. Nach dem Grenzübertritt stattete man dem Freilichtmuseum „Küstendorf“ (begründet vom Regisseur Emir Kusturica) einen kurzen Besuch ab, woraufhin die Fahrt über die Städte Užice und Čačak in die serbische Hauptstadt Belgrad fortgesetzt wurde, wo zwei Nächte (31.5. auf 1.6. und 1.6. auf 2.6.) im Hotel National verbracht wurden.

>Klassenzimmer von Ivo Andrić

Belgrad

Der 1. Juni 2010 war zur Gänze Belgrad gewidmet und begann mit einem Besuch in der „Zadužbina Ive Andrića [Ivo-Andrić-Stiftung]“, die als zentrale Forschungsstelle und Inhaberin sämtlicher Autorenrechte des Autors fungiert. Herr Prof. Radovan Vučković (Stiftungsdirektor und einer der fundiertesten Andrić-Kenner), Herr Dragan Dragojlović (Stiftungsverwalter), und die beiden Mitarbeiterinnen der Stiftung Frau Žaneta Đukić Perišić und Frau Biljana Đorđević gaben einen Einblick in Wirken und Bestände dieser Institution, die den gesamten Nachlass des Dichters verwaltet. Daraufhin erfolgte eine Besichtigung des Ivo-Andrić-Museums, das in der ehemaligen Belgrader Wohnung des Literaten untergebracht ist und neben Schaukästen und Vitrinen auch das Wohn- und Arbeitszimmer im Originalzustand zeigt. Am Nachmittag bestand die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Stadtführung, auf die schließlich der letzte offizielle Termin dieser Exkursion folgte. Es war dies ein Besuch im „Institut für die serbische Sprache bei der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste“, auf dem uns der Leiter Herr Prof. Sreto Tanasić einen Überblick über die historische Entwicklung, Forschungsfelder und Publikationen seines Hauses gab.

Am 2. Juni 2010 erfolgte schließlich die direkte Heimreise von Belgrad nach Graz, wo unsere Gruppe um ca. 18 Uhr vor dem Hauptgebäude der Karl-Franzens-Universität Graz eintraf.

Mostar