Das Gralis- Präskriptarium
Pravopis - Правописание - Rechtschreibung
Das Gralis-Präskriptarium bildet einen Teil des Gralis-Komplementariums und dient zur Untersuchung von Rechtschreibungen slawischer Sprachen Mit der Entwicklung dieses Programms soll ein komplexes und rationelles Medium für eine Online-Suche nach orthographischen Informationen vor allem nahe verwandter slawischer Sprachen wie z. B. bosnisch/bosniakisch, kroatisch und serbisch geschaffen werden. Es sei darauf hingewiesen, die orthographischen Normen des BKS trotz der gleichen orthographischen Prinzipien (phonetisch-phonologisch) in einer Reihe von Fällen überaus unterschiedliche Lösungen anbieten, sodass ein Zurechtfinden in dieser Problematik nicht immer einfach ist. Dies trifft in besonderem Maße auf Universitäten zu, an denen wie etwa in Graz alle drei Sprachen unterrichtet werden, weshalb Studierende zumindest mit den grundlegenden Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen den einzelnen Standards vertraut sein sollten. Die Thematik wird zusätzlich noch dadurch erschwert, dass für manche Sprachen (etwa kroatisch und serbisch) mehrere Regelwerke vorhanden sind, die gegenseitig um ihre Repräsentation in Schulen, in den Medien, in Verlagshäusern u. Ä. wetteifern. Es ist vorgesehen, dass im Gralis-Präskriptarium sämtliche orthographisch-normativen Publikationen erfasst werden, für deren diesbezügliche Heranziehung eine Einverständniserklärung seitens der HerausgeberInnen vorliegt. Dabei sei angemerkt, dass keine einzige in Buchform vorhandene Rechtschreibung in ihrer Gesamtheit dargestellt wird, sondern den BenutzerInnen bloß nach Schlagwörtern und thematischen Einheiten gegliederte Inhaltsauszüge zur Verfügung gestellt werden. Dies geschieht anhand viererlei Arten von Informationen:
- zu orthographischen Regeln (z. B. zur Groß- und Kleinschreibung),
- zu Interpunktionszeichen (z. B. Punkt, Strichpunkt, Beistrich oder Anführungszeichen),
- zur Schreibung gewisser „umstrittener“ Lexeme (z. B. einige Ijekavismen) und
- Zur Schreibung einzelner Grapheme (z. B. č und ć ).
Die gesamte Information wird in der Originalgestalt in lateinischem und kyrillischem Alphabet dargebracht. Bei der Suche gilt es zuerst die Sprache und sodann das einzusehen gewünschte orthographische Regelwerk auszuwählen. Eine zweite Suchmöglichkeit sieht eine Suche in zwei oder mehreren Sprachen wie auch in allen im Gralis-Präskriptarium vorhandenen Sprachen vor Die erhaltenen Informationen bieten sodann Erklärungen, Beispiele für einzelne orthographische Lösungen und einen Verweis auf die Quelle. Das graphische Interface wurde für die Studienrichtungssprachen am Institut für Slawistik der Karl-Franzens-Universität Graz (BKS, russisch und slowenisch) und für das Deutsche entwickelt. In einer ersten Phase steht das Interface allerdings nur für BKS und deutsch zur Verfügung.
Inhaltlich besteht das Gralis-Präskriptarium aus mehreren Teilen:
- aus einer Liste von orthographischen und Interpunktionszeichen,
- aus Regeln für die Orthographie,
- aus Regeln für die Interpunktion,
- aus Regeln für beide der zuletzt genannten Kategorien,
- aus Regeln für die Schreibung von Abkürzungen,
- für Abteilungen am Ende einer Zeile und
- aus Regeln für die Transkription.
Im Teil zu den orthographischen und Interpunktionszeichen werden die Regeln für die elementaren Zeichen genannt, nämlich jene zur Schreibung der Akzente: ́ , ̀ , ̂ , ̏ , ̄ , des Apostrophs: ' , Gedankenstrichs: – , Bindestrichs: - , Doppelpunktes: : , des Zeichens für den Genitiv Plural: ̂ , Schrägstriches: / , von Anführungszeichen: „“ , “” , « » , » « , Halbanführungszeichen: ‛' , ‘ ' , ‚ ‛ , Buchstaben in der Funktion von Interpunktionszeichen, z. B.: a , x , y …, des Punktes: . , Strichpunktes: ; , von drei Punkten, des Fragezeichens: ? , Rufzeichens: ! , von Klammern: ( ), / /, [ ], { }, des Gleichheitszeichens: = , Herkunftszeichens: < > , des Sternchens: * , von Chat- und E-Mail-Symbolen: J , K , L , @ u. a.
Die orthographischen Regeln für das BKS betreffen die Schreibung einzelner Buchstaben und Wörter, wobei sich die Struktur wie folgt darstellt: 1. Schreibung (a) von Groß- und Kleinbuchstaben, b) von ersten Wörtern in einem Satz, (c) von Anredewörtern, 2. der Jat-Reflex betreffend: a) die ekavische Aussprache, b) die ijekavische Aussprache, 3. das Graphem j , 4. die Grapheme č und ć , 5. die Grapheme đ und dž , 6. die erste Palatalisierung, 7. die zweite Palatalisierung/Sibilarisierung, 8. Den Umlaut, 9. die Vokalisierung von l zu o , 10. die Assimilation von Konsonanten nach: a) Stimmhaftig-/Stimmlosigkeit, b) Artikulationsstelle, c) Artikulationsart, 11. der Schwund von Konsonanten, 12. Getrennt- und Zusammenschreibung von: a) Substantiven, b) Adjektiven, c) Numeralia, d) Verben, e) Adverbien, f) Modalwörtern, g) Präpositionen, h) Konjunktionen, i) Partikeln.
Die Interpunktionsregeln beziehen sich auf die syntaktische Struktur, genauer gesagt auf die Verwendung einzelner Zeichen innerhalb eines Satzes. Hierbei wird besonderes Augenmerk auf den Beistrich und dessen Position (im Folgenden ausgeführt) gelegt: a) zwischen Satzteilen, b) zwischen Hauptsätzen (Disjunktivsätze, Adversativsätze), Nebensätzen (Exklamativsätze, Konditionalsätze, Konzessivsätze, Finalsätze, Konsekutivsätze, Imperativsätze, Relativsätze, Temporalsätze, Lokalsätze, Modalsätze, Komparativsätze) und c) in Sätzen mit Erweiterungen. Einen wichtigen Aspekt stellt dabei die Inversion dar.
Im System der Abkürzungen werden die grundlegenden Regeln mit Beispielen angeführt, auf das der Teil mit der Wortabteilung am Zeilenende folgt.
Die Transkription wird nach Sprachen gegliedert: (а) klassische Sprachen (altgriechisch, Latein, althebräisch), (b) slawische Sprachen – südslawische (BKS, bosnisch/bosniakisch, kroatisch, serbisch, bulgarisch, mazedonisch, slowenisch), ostslawische (russisch, ukrainisch, weißrussisch), westslawische (tschechisch, sorbisch, polnisch, slowakisch), (c) germanische Sprachen (dänisch, deutsch, englisch, flämisch, irisch, isländisch, niederländisch, norwegisch, schwedisch), (d) romanische Sprachen (französisch, italienisch, rätoromanisch, rumänisch, spanisch), (e) andere europäische Sprachen (albanisch, finnisch, ungarisch), (f) südamerikanische Sprachen, (g) asiatische Sprachen (abchasisch, aserbaidschanisch, tschetschenisch, georgisch, Hindi, japanisch, armenisch, kasachisch, chinesisch, koreanisch, tadschikisch, usbekisch, vietnamesisch u. a.), (h) afrikanische Sprachen (Suaheli u. a.).
Im Zuge der Ausarbeitung des Gralis-Präskriptariums wird das hier vorgestellte Modell präzisiert, modifiziert und erweitert werden.