Gralis/Sprachwissenschaft/
Branko Tošović
In dieser Periode wurden die wesentlichen theoretischen Fragen üntersucht:
Sprachästhetik, Chaos-theorie, Expressivität, Fremdsprachenerwerb und Muttersprachenerhaltung in heterolingualer Umgebung, kategoriale Beziehungen, Fragen der Nomination, Purismus und Lehrwortforschung, Sprache der Emigration (insbes. russische), Sprache der Gestik und Mimik, sprachliche Dominanten, sprachliche Form, sprachliche Interferenz, sprachliche Kategorien (besonders grammatikalische K.), sprachliche Korrelationen (vor allem grammatikalische K.), Sprachmodelle, Stereotypen und Klischees, Sprachkonvergenz, Sprachtypologie (besonders der Balkansprachen), Sprachwahl als bewusstes Verfahren, Fragen der Standardisierung.Theorie/Praxis
Nr.Forscher Theorie Praxis Gleich Insg Sprachwissenschaftler 1Karničar 3 45 48 2Pfandl 5 33 38 3Tošović 57 52 2 111 4Trummer 3 6 9 Sprach-, Lit.- und Kulturwiss. 5Eismann 22 51 73 6Grzybek 13 14 27 Insgesamt 95 209 2 306Wesentliche Forschungsbereiche und -schwerpunkte waren:
I. Synchronie
a) Phonetik/Phonologie (z.B. Akan'e, Entwicklung von Vokalsystemen, Lautwandelerscheinungen, phonetisch-phonologische Korrelationen, phonographisches Korrelational), Graphik/Orthographie (z.B. slawische Schriftsysteme), Lexikologie und Lexikographie (z.B. Anglizismen im Slowenischen, B/K/S, Russischen; Anglizismen und Internationalismen insgesamt, sichtbare, unsichtbare und scheinbare Anglizismen in den slawischen Sprachen, verbale Innovationen), Semantik (z.B. kausative Verben, konzeptuelle Dimensionen des Verbs, System der verbalen Archedirestaten, verbaler semantischer Kegel), Phraseologie und Parömiologie (z.B. lexikalische Struktur von Sprichwörtern, Phraseologie bei Sprachverlust, Phraseologismen und sprichwörtliche Redensarten, Verbreitung und Kenntnis von Sprichwörtern, Probleme und Perspektiven der kontrastiven Phraseologie, psychoanalytische Perspektiven der Phraseologie, Korrelation und Klassifikation in der Phraseologie, slawische historische Parömiologie, Sprichwort zwischen Norm und Denkmodell, Empirische Parömiologie), Morphologie (besonders Verb und Kasussystem, z.B. Beziehung zwischen dem Verb und dem Substantiv, morphologische Korrelationen, russisches Kasussystem unter dem Aspekt von Areal, Typus und Bedeutung, Verb ⇔ Adjektiv), Wortbildung (z.B. Beziehungen zwischen derivativen und morphologischen Kategorien, Dispersion des Verbs im Nomen, verbale Komposita), Syntax (z.B. korrelative Syntax, kommunikative Perspektive des Satzes, syntaktische Korrelationen, Wechselbeziehung zwischen den informativen und den kommunikativen Per-spektiven des Satzes), Dialektologie/Sprachgeographie des B/K/S, Russischen, Slowenischen und Bulgarischen (z.B. areale Gliederung des Ostslavischen, bulgarische Dialektgliederung, Obir-Dialekt in Kärnten, Rhodopendialekte), Quantitative Linguistik (z.B. Graphem-, Phonem-, Worthäufigkeiten, Korrelationen von Wort-/Silben-/Satzlänge, quantitative Textanalyse, quantitative Stilistik, quantitative Text-sortenforschung, Texttypologie, usw.) Semiotik (z.B. Allgemeine, Theoretische und Angewandte Semiotik, Kultursemiotik, Konzepte der Semiotik in slawischen Kulturen, Semiotik slawischer Kulturen), Soziolinguistik (z.B. nationale Funktion der Sprache, soziolinguistische Funktion der Sprache, Standardisierung der Sprache, Sprache des Krieges in Bosnien-Herzegowina, Varie-tätenlinguistik des aktuellen Russischen), Stilistik (z.B. Ästhetik der sprachlichen Beziehungen, funktionale Stile, stilistische Kategorien);
II. Diachronie
Geschichte der slawischen Sprachen, z.B. Ausgliederung der slawischen Sprachräume und Sprachen (und ihrer inneren Gliederung) unter besonderer Berücksichtigung des Ostslawischen, Südslawischen und Ostsüdslawischen, frühe slawische Schriften und Schriftlichkeit, frühe Systeminterferenzen und die Ausprägung der phonologischen und grammatischen Strukturen der Balkansprachen (einschließlich historischer und arealtypologischer Aspekte), Herausbildung und Entwicklung der slawischen Sprachen, Slawistik in der Steiermark (slawische Steiermark) und in Österreich, Slowenisch in Kärnten, slawische und balkani-sche Sprachgeschichte, Christianisierung, urslavische Grundlagen des Akan'e und der arealen Gliederung des Ostslavischen, urslawische und frühslawische Lautwandelerschei-nungen unter systematischem, arealem und typologischem Aspekt;
Diachronie/Synchronie
Nr.Forscher Diachr. Synchr. Insg Sprachwissenschaftler 1Karničar 1 47 48 2Pfandl 0 38 38 3Tošović 13 98 111 4Trummer 4 5 9 Sprach-, Lit.- und Kulturwissenschaftler 5Eismann 3 70 73 6Grzybek 0 39 39 Insgesamt 21 297 318
III. Kultur und Sprache,
z.B. Alltagskultur und Identität bei russischsprachigen Emigrierten, Assoziationen und Kultur (Verwendbarkeit des Russischen Assoziativen Wörterbuchs für die Emigrationsforschung), Erstsprachenverwendung und kulturelle Einstellungen von russischsprachigen Emigrierten, Farbe Schwarz in Russland, Fragen der Identität bei russischsprachigen Emigrierten mit frühem Emigrationsalter, Kultur und Sprache in Russland, kulturell-sprachliches Verhalten von Emigrierten;
IV. Der Beitrag individueller Personen, Philologen und Linguisten zur slawischen Sprachwissenschaft,
wie z.B. Urban Jarnik, Vuk Karadžić, Kyrill und Method, Jernej Kopitar, Franz Miklošič, N. S. Trubetzkoy, A.V. Isačenko; der Beitrag der slawischen Sprachwissenschaft zur Herausbildung quantitativer Methoden (Černyševskij, Budilovič, Bunjakovskij, Tomaševskij, Šengeli, usw.)
Disziplinen 1. Sprachwissenschaft
Nr. Disziplin Insg. 1Dialektologie 29 2Phraseologie und Parömiologie 28 3korrelative Sprachwissenschaft 24 4Sprachkontakt 20 5Stilistik ( mit Pragmatik, Rhetorik...) 13 6allgemeine Sprachwissenschaft 12 7Soziolinguistik 11 8Grammatik 10 9Semantik 10 10theoretische Sprachwissenschaft 9 11Syntax 9 12Sprachgeschichte 9 13Slawistik 7 14Wortbildung 7 15Balkanistik 7 16Lexikologie 4 17slawische Sprachen 3 18Weltbildlinguistik 3 19Lexikographie 3 20Phonetik 2 21Morphologie 2 22Textlinguistik 2 23Graphik 1 24Phonetik, Phonologie, korrelat. Sprachw. 1 25Sprachtypologie 1 26kontrastive Sprachwissenschaft 1 27Ethnolinguistik 1 28sprachwissenschaftliche Personalia 1 29Biographie 1 Insgesamt 2302. Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft
1.Grzybek 18 2.Eismann 17 3.Karničar 11 4.Pfandl 1 Insgesamt 47Publikationen 1999-2003
Nr. Sprachwissenscgaftler Disziplin Insg. betroffene Sprache(n) Insg. Diach/Synch Theor/Prakt D S T P Gleich 1 Ludwig KarničarDialektologie 27Slowenisch 37 1 47 3 45Musikwissenschaft 11Kultur und Sprache 7Phonetik 2Lexikographie 1 Insg. 48 2 Heinrich PfandlSprachkontakt 19Russisch 10 0 38 5 33allgemeine Sprachwiss. 6Russisch, Slowenisch 2Kultur und Sprache 6Russisch, Deutsch 2Slawistik 5Russ., Slowen., Čech. 2Phraseologie 1Russisch, Jiddisch 1Soziolinguistik 1Russ., BKS, Slow., Čech. 1 Insg. 38 Insg. 22 3 Branko Tošovićkorrelative Sprachwiss. 24allgemein 48 13 98 57 52 2Stilistik (und x) 13Russisch 27Semantik 10BKS 23Soziolinguistik 9mehr als 3 Sprachen 5theoretische Sprachw. 9Russisch, BKS 3Syntax 9slawische Sprachen 2Grammatik 7Russisch, Deutsch 1Wortbildung 7Russisch, Latein, Deutsch 1Sprachgeschichte 6Slowenisch 1allgemeine Sprachw. 6Lexikologie 4slawische Sprachw. 3Graphik 1kontrastive Sprachw. 1 Phonet.,Phonol. korrelative Sprachw. 1Biographie 1 Insg. 111 Insg 111 3 Manfred TrummerBalkanistik 7Bulgarisch 6 4 5 3 6Sprachgeschichte 3Russisch 2Grammatik 3mehr als 3 Sprachen 2Morphologie 2Slawistik 1Dialektologie 2Balkanistik 1Slawistik 2allgemein 1Sprachkontakt 1Sprachtypologie 1Phraseologie 1Soziolinguistik 1 Insg. 23 Insg.13 4 Wolgfang Eismann Sprachwissenschaft Sprachwissenschaft 3 70 22 51Phraseologie 16allgemein 16Weltbildlinguistik 3Russisch 6Lexikographie 2Russisch, Deutsch 2Parömiologie 1BKS 1Phraseologie, Parömiologie 1Russisch, Slowenisch 1Textlinguistik 1slawische Sprachen 1 Insg. 24Deutsch 1 Sprach-, Lit.-, Kulturwiss.Sprach-, Litt.-, Kulturwiss. 17 Insg. 17 Insg.28sprachwiss. Personalia 1Sprach-, Lit.-, Kulturwiss.
Russisch 9allgemein 7slawische Sprachen 3 Insg.19 Insg. 42 Insg.47 5 Peter Grzybek Sprachwissenschaft Sprachwissenschaft 0 39 13 14 2Parömiologie 5allgemein 12Phraseologie, Parömiologie 2Russisch, Deutsch 5Parömiologie 1BKS 2Textlinguistik 1Russisch 2Slowenisch 2Slowakisch 1Čechisch 1 Insg. 9slawische Sprachen 1 Sprach-, Litt.-, Kulturwiss. Insg.26Quantitative Sprach,-Lit.-, Kulturw. 18 Sprach-, Litt.-, Kulturwiss.slawische Sprachen 1Slowakisch 1 Insg. 18 Insg.13Bi- und multipersonale Disziplinen
Nr. bi- und multipersonale Disziplinen Insg. 1 Dialektologie 29Karničar 27Trummer 22 Phraseologie und Parömiologie 28Eismann 18Grzybek 8Pfandl 1Trummer 13 Sprachkontakt 20Pfandl 19Trummer 14 allgemeine Sprachwissenschaft 12Pfandl 6Tošović 65 Soziolinguistik 11Tošović 9Pfandl 1Trummer 16 Grammatik 10Tošović 7Trummer 3 Insgesamt
Monopersonale Disziplin
Nr. monopersonale Disziplin Insg. 1korrelative Sprachwissenschaft 24Tošović 24 2Stilistik 13Tošović 13 3Semantik 10Tošović 10 4theoretische Sprachwissenschaft 9Tošović 9 5Syntax 10Tošović 10 6Balkanistik 7Trummer 7 7Wortbildung 7Tošović 7
Die Forschungstätigkeit betrifft in erster Linie die Studienrichtungssprachen – Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Russisch, Slowenisch. In die Untersuchungen werden in geringerem Ausmaß auch andere slawische Sprachen einbezogen (Bulgarisch, Polnisch, Tschechisch, Altkirchenslawisch, Altrussisch, Burgenländisch-Kroatisch), sowie vergleichend auch nichtslawische Sprachen (Albanisch, Rumänisch usw.). Die Forschungen auf typologischer Ebene umfassen besonders die süd- und ostslawischen Sprachen sowie die Balkansprachen.
Nr. | untersuchte Sprache | Insg. |
---|---|---|
1 |
allgemein | 88 |
2 |
Russisch | 56 |
3 |
Slowenisch | 40 |
4 |
BKS | 26 |
5 |
Russisch, Deutsch | 10 |
6 |
slawische Sprachen | 9 |
7 |
mehr als 3 Sprachen | 8 |
8 |
Bulgarisch | 6 |
9 |
Russisch, BKS | 3 |
10 |
Russisch, Slowenisch | 3 |
11 |
Russisch, Jiddisch | 2 |
12 |
Russisch, Slowenisch, Čechisch | 2 |
13 |
Slowakisch | 2 |
14 |
Russisch, Latein, Deutsch | 1 |
15 |
Čechisch | 1 |
16 |
Balkansprachen | 1 |
17 |
Deutsch | 1 |
Nr. | untersuchte Sprache | Insg. |
---|---|---|
1 |
allgemein | 88 |
Tošović | 48 |
|
Eismann | 23 |
|
Grzybek | 12 |
|
Pfandl | 4 |
|
Trummer | 1 |
|
2 |
Russisch | 56 |
Tošović | 27 |
|
Eismann | 15 |
|
Pfandl | 10 |
|
Grzybek | 2 |
|
Trummer | 2 |
|
3 |
Slowenisch | 40 |
Karničar | 37 |
|
Grzybek | 2 |
|
Tošović | 1 |
|
4 |
BKS | 26 |
Tošović | 23 |
|
Grzybek | 2 |
|
Eismann | 1 |
|
5 |
slawische Sprachen | 10 |
Pfandl | 5 |
|
Tošović | 4 |
|
Eismann | 1 |
|
6 |
slawische Sprache, Deutsch | 10 |
Grzybek | 5 |
|
Eismann | 2 |
|
Pfandl | 2 |
|
Tošović | 1 |
|
7 |
mehr als 3 Sprachen | 8 |
Tošović | 5 |
|
Trummer | 2 |
|
Pfandl | 1 |
Publikationssprache
Nr. | Publikationssprache | Insg. | % |
---|---|---|---|
1 |
Deutsch | 147 |
45,4% |
2 |
Russisch | 77 |
23,8% |
3 |
BKS | 55 |
17% |
4 |
Slowenisch | 33 |
10,2% |
5 |
Englisch | 9 |
2,8% |
6 |
Bulgarisch | 3 |
0,9% |
Insgesamt |
324 |
100 |
Nr. | untersuchte Sprache | D | Rus | BKS | Slo | Bul | Eng | Insg. |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sprachwissenschaftler |
||||||||
1 |
Karničar | 5 |
30 |
35 |
||||
2 |
Pfandl | 15 |
15 |
1 |
31 |
|||
3 |
Tošović | 20 |
59 |
54 |
1 |
134 |
||
4 |
Trummer | 6 |
3 |
9 |
||||
Literatur-, Kultur- udn Sprachwissenschaftler |
||||||||
5 |
Eismann | 70 |
3 |
73 |
||||
6 |
Grzybek | 31 |
1 |
1 |
9 |
42 |
||
Insgesamt |
147 |
77 |
55 |
33 |
3 |
9 |
324 |
|
% |
45,4% |
23,8% |
17% |
10,2% |
0,9% |
2,8% |
In den Forschungen wurden je nach Themenstellung verschiedene Methoden verwendet, u.a. auch Verfahren der komparativen Analyse und der Kontrastierung, vor allem Deutsch ↔ B/K/S, Russisch, B/K/S-Russisch, B/K/S ↔ Slowenisch (auch slawische Sprachen ↔ Rumänisch, Griechisch ↔ Ostslawisch), z.B. Ostslavia ↔ Südslavia ↔ Westslavia, romanisches Lehngut in den Sprachen Südosteuropas und südosteuropäisches in der Romania, vergleichendes Studium der Sprachen Südosteuropas, vergleichende und vergl.-historische Grammatik der slawischen Sprachen und der Sprachen Südosteuropas.
Von besonderer Bedeutung war in dieser Hinsicht das Langzeitprojekt „Inventarisierung der slowenischen Volkssprache in Kärnten“, die Beschäftigung mit dem Thesaurus der slowenischen Volkssprache in Kärnten, in den Daten der Tonaufnahmen (etwa 600 Stunden Tonbandauf-nahmen) und einer Datenkartei (600.000 Karteizettel), ergänzt durch eigene Sprachkompetenz und zusätzliche Terrainaufnahmen, einfließen. Ziel ist ein zweisprachiges kontrastiv konzipiertes und soziolinguistisch orientiertes slowenisch-deutsches Dialektwörterbuch. Die Kärntner slowenischen Dialekte, die durch den Thesaurus erfasst werden, sind in sprachhistorischer Hinsicht von internationalem Interesse, weil sie aufgrund der peripheren Lage, der Terrainmorphologie, der Isolation und der gehemmten bzw. behinderten Schriftlichkeit zahlreiche lexikalische, morphologische und lautliche Archaismen bewahrt haben. Vom soziolinguistischen Aspekt stellen sie aufgrund intensiver Sprachkontaktphänomene ein exemplarisches Forschungsobjekt dar. Die Quellenbasis für die Gestaltung der Lemmata bildet ein abgeschlossenes Korpus aus etwa 100 exzerpierten dialektologischen Arbeiten (1841 bis 1979). Die aufgrund der Quellenlage heterogenen Sprachdaten werden morphologisch, geographisch, phonetisch, semantisch und phraseologisch erfasst und systematisiert. Im Prozess der Systematisierung werden aus Transkripten eigener Feldaufnahmen und aufgrund der Eigenkompetenz Synonyme, Derivate und Phraseologismen eingearbeitet. Dadurch findet auch die jetzige Sprachsituation ihren systematischen Niederschlag. So konnten von den geplanten 13 Bänden des Thesaurus der slowenischen Volkssprache in Kärnten, den die Österreichische Akademie der Wissenschaften im Rahmen der Publikationen der Balkankommission herausgibt, bisher 4 Bände samt dem Schlüsselband er-scheinen (A-B: 1982, C-D: 1987, E-F: 1992, G-H: 1994). Vor dem Abschluss ist Band 5 (I-K). Im Rahmen dieses Projekts ist auch geplant, die Kärntner slowenische Phraseologie näher zu untersuchen.
Eine wesentliche Forschungstätigkeit des Instituts stellt das interdisziplinäre und interuniversitäre Projekt „Quantitative Textanalyse“ dar. Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für Statistik der TU Graz durchgeführt, es arbeiten SpezialistInnen aus Textwissenschaft, Informatik und Statistik gemeinsam an Fragen der Quantifizierung von sprachlichen und textlichen Strukturen. Im Vordergrund dieses Projekts steht derzeit ein seit 2002 vom Österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF, Wien; Projektnummer: P-15485) gefördertes Drittmittelprojekt zur Erforschung von »Wortlängen(häufigkeiten) in Texten slawischer Sprachen«. Im Zusammenhang dieses Projekts wurde eine international unikale Text-Datenbank slawischer Texte eingerichtet, die speziell für quantitative Analysen aufbereitet sind. Ebenfalls in diesem Zusammenhang ist das vom Österreichischen Akademischen Austauschdienst (OEAD) und der slowakischen Partnerorganisation SAIA geförderte Projekt »Aufbau einer slowakischen Text-Datenbank«, das in Zusammenarbeit mit der Universität Trnava durchgeführt wird. Zahlreiche internationale Kooperationen, Workshops, und Tagungen haben Graz zu einem europäischen Zentrum diese Forschungsrichtung werden lassen.
Ein weiteres Projekt ist das Slawistik-Portal „Gralis“ ( http://www-gewi.kfunigraz.ac.at/gralis/ ). Dieses Projekt wurde im Jahr 2000 gegründet und umfasst fünf Teile: 1. Linguarium (slawische Sprachen, Altkirchenslawisch, B/K/S, Bulgarisch, Burgenlandkroatisch, Kaschubisch, Mazedonisch, Polnisch, Russisch, Rusinisch/Rutenisch, Slowakisch, Slowenisch, Sorbisch, Tschechisch, Ukrainisch, Weißrussisch, Slawistik), 2. Linguisticarium (Linguistik, Graphik, Orthographie, Phonetik, Phonologie, Grammatik, Morphologie, Syntax, Lexikologie, Lexikographie, Phraseologie, Wortbildung, Textgrammatik, Stilistik, Soziolinguistik, Dialektologie, Computerlinguistik), 3. Gralisarium (Internetarium, Korpusarium, Translatorium, Dissertarium, Personalium), 4. Tagungen/Gastvortäge (GraLiS 1997-2004); 5. Educarium (LV 1997-2004).
In dieser Periode lagen die Stärken der linguistischen Forschung im Institut für Slawistik:
(1) in der Vielfalt der untersuchten Sprachen, (2) in der Erläuterung theoretischer sprachwissenschaftlicher Probleme, (3) in der Existenz unterschiedlichster Forschungsbereiche, (3) in den interdisziplinären Ansätzen.
Die sprachwissenschaftliche Tätigkeit der Institutsangehörigen, der Studierenden und der Auslandsgäste wurde neben den üblichen Medien sowohl durch die Institutshomepage als auch durch individuelle und projektbezogene Homepages präsentiert und popularisiert.
Es mangelte an allgemeintheoretischen Untersuchungen in einigen Bereichen, besonders in Bereichen, die für die slawische Sprachwissenschaft wichtig sind (z.B. Grammatik). Es wäre wünschenswert, wenn alle MitarbeiterInnen noch intensiver auf sprachwissenschaftlichen Kongressen, Konferenzen, Symposien usw. mitwirken würden.
In den sprachwissenschaftlichen Forschungen im Institut für Slawistik wirkten sich folgende nicht vom Institut verursachte Umstände negativ aus:
(1) fehlende LektorInnenstellen für die drei Studienrichtungssprachen B/K/S, Russisch, Slowenisch; (2) die noch nicht erfolgte Nachbesetzung der AssistentInnenstelle von Univ.-Doz. Dr. Maximilian Hendler; (3) das Fehlen von (zumindest) einer Fachkraft für sprachdidaktische Belange, da das Institut drei Unterrichtsfächer des Lehramts betreut; (4) die eingeschränkten Bibliotheksmittel,
(5) die unzumutbare administrative Belastung einiger Institutsmitglieder, (6) zunehmende Reglementierung der Lehre unter gleichzeitiger lehrplanmäßiger quantitativer und inhaltlicher Reduzierung bisheriger Kernbereiche der slawistischen sprachwissen-schaftlichen Lehre, damit Entfernung der Lehre von den Forschungsbereichen und Ver-minderung des gegenseitigen Befruchtungspotentials. Die laufende forschungsbereich-ferne Lehre unter zugleich anwachsender administrativ-bürokratischer Beanspruchung ist ein wesentliches Hindernis für die notwendige längerfristige Konzentration auf einen oder mehrere Forschungsgegenstände.
Beurteilt man die Reputation der slawistischen Linguisten des Instituts anhand internationaler Kontakte, Teilnahmen an sprachwissenschaftlichen Kongressen, Konferenzen, Symposien sowie Gastvorträgen von ausländischen LinguistInnen in Graz, weiters anhand von Rezensionen ihrer Publikationen, nach dem Zitiertwerden ihrer Arbeiten usw., kann deren Ruf als überaus gut eingeschätzt werden.
Die positive Bewertung wurde auch von der Tatsache beeinflusst, dass
1) die Institutsangehörigen sehr oft Einladungen zu verschiedenen internationalen Veranstaltungen erhalten, 2) ihre Werke in fast allen slawischen und nicht-slawischen Ländern erscheinen, 3) Institutsangehörige zum sprachwissenschaftlichen Unterricht an Universitäten in slawischenund nichtslawischen Ländern eingeladen werden (Bratislava, Ljubljana, Plovdiv, Trnava, Zagreb, Warschau usw.) und 4) zu Mitgliedern internationaler wissenschaftlicher Kommissionen und Gesellschaften ernannt bzw. gewählt werden.
Ein Großteil der entsprechenden Aktivitäten fand im Rahmen der Universitätspartnerschaften statt, die auf diese Art inhaltlich bereichert wurden.
Das Forschungsprofil der Sprachwissenschaftler am Institut für Slawistik findet in folgenden Lehrveranstaltungen seinen Niederschlag:
„Einführung in die Allgemeine Sprachwissenschaft (VO, 1. Sem.), „Allgemeine Einführung in die slawischen Sprachen, Literaturen, Kulturen und ihre Geschichte“ (Ringvorlesung, 1. Semester), „Vom Altkirchenslawischen zur Gegenwartssprache“ (VU 5.-9. Sem.), „Phonetik und Phonologie der SRS [Studienrichtungssprache]“ (2.-4. Sem.), „Die grammatikalischen Strukturen der SRS“ (SE, 3.-5. Sem.), Proseminare zur Synchronie der SRS (4. Sem.), Sprachwissenschaftliche Seminare zur SRS (SE, 5.-9. Sem.), aber auch in der Betreuung von Referaten, Präsentationen, Seminar-, Diplom- und Doktor-arbeiten.
Die Forschungstätigkeit der Sprachwissenschaftler halft den Studierenden,
(a) eine theoretische Einsicht in die Sprachwissenschaft im Hinblick auf die Beschreibung der slawischen Sprachen zu bekommen, (b) sprachwissenschaftliche Analysen der Studienrichtungssprachen vorzunehmen und sich auch der Rolle ihrer jeweiligen Muttersprache bewusst zu werden, (c) Kenntnisse über Theorien und Methoden der Sprachwissenschaft zu erlangen und diese zu vertiefen.
Im Vordergrund stand die Untersuchung der wichtigsten Teilbereichen der internen und externen Linguistik; besonders
1. die Entstehung und Verbreitung der slawischen Sprachen und die Stellung der Studiensprache im Rahmen der Slavia, 2. die sozialen, funktionalen und regionalen Varietäten der Studiensprache, und 3. die Entstehung und Entwicklung der Standardsprachen.
Wie schon erwähnt, sind die MitarbeiterInnen des Instituts bemüht, die sog. Genderfragen, ebenso wie Prinzipien der Toleranz und Demokratie, als durchgehende Forschungs- und Lehrprinzipien zu berücksichtigen, auch wenn dies durch die Etikettierung der einzelnen Forschungsvorhaben sowie Lehrveranstaltungen nicht immer explizit ausgewiesen wird. Im Bereich der Linguistik werden geschlechtsspezifische Fragestellungen vor allem deskriptiv im Hinblick auf folgende Parameter behandelt: Sprachverhalten von Frauen und Männern, Diskriminierung vs. Gleichberechtigung durch Sprache, Machtausübung durch Sprache, Funktionieren von Sprachwandel in Bezug auf die Geschlechter, Beschreibung von geschlechtsspezifischen Redestrategien, situationsspezifische Sprachverwendung, sprachliche Stereotypen etc. Die slawischen Sprachen bieten in dieser Hinsicht ein weites Feld an Forschungsmöglichkeiten.
Im Bereich der Sprachwissenschaft waren im Berichtzeitraum Frauen unterrepräsentiert und die entsprechenden Stellen sind (längerfristig) von Männern besetzt; eine Ausnahme bilden zwei Lektorinnen, die das Institut mit dem ITAT teilt, und die sich zum Teil mit sprachwissenschaftlichen Fragen beschäftigen. Frauen sind primär als externe Lehrbeauftragte im Sprachunterricht eingesetzt. Bei der Nachbesetzung frei werdender Stellen muss im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen versucht werden, den Frauenanteil zu erhöhen.