Gralis/Sprachwissenschaft/

Geschichte 
1976-1996

Heinrich Pfandl

Die Grazer Slawistik von 1976-1996

Die Grazer Slawistik von 1976-1996.

Diese Zeit ist die Übergangszeit der Grazer Slawistik schlechthin: War die Zeit davorgeprägt von einer deutlichen Orientierung am historisch-philologischen Aspekt des Slawischen (Altslawischen, Altkirchenslawischen, sowie der älteren Phasen der Einzelsprachen), so verlagert sich das Interesse der Forschenden des Instituts langsam hin zu moderneren Aspekten der Sprachwissenschaft.

Einerseits sorgt Linda Aitzetmüller-Sadnik weiterhin für Kontinuität, indem sie, z.T. gemeinsam mit ihrem Mann Rudolf Aitzetmüller, zahlreiche kirchenslawische und altrussische Sprachdenkmäler der älteren Zeit editiert, kommentiert, sowie ein. Vergleichendes Wörterbuch der slawischen Sprachen herausgibt, das allerdings aufgrund seiner allzu breiten Anlage auf den ersten Band (1975) beschränkt bleibt.

Andererseits ist es Stanislaus Hafner, der – Jahrzehnte nach dessen Erfindung – in Graz den Strukturalismus, insbesondere Prager Prägung, propagiert, andererseits wenden sich Forscher wie Erich Prunč, gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Ludwig Karničar, Heinrich Pfandl und Alfred Sellner der Erforschung der lebendigen Volkssprache der Kärntner Slowenen zu. Auch hier ist eine Evolution festzustellen: War das Anliegen ursprünglich vorwiegend dialektologisch (vgl. die ersten von Prun č entworfenen, phonologisch orientierten Fragebögen zu Lautreflexen der Dialekte), geht es zunehmend darum, die Sprachverwendung der minoritären Volksgruppe in ihrer Gesamtheit zu untersuchen, sodass sich soziolinguistische Aspekte gleichrangig zu den traditionellen Forschungsinteressen gesellen. Der Balkanologe Manfred Trummer verlässt ebenfalls die rein historische Sprachbetrachtung und wendet sich der Areallinguistik sowie der strukturellen Erforschung des Bulgarischen zu.

Daneben widmet sich der frühzeitig emeritierte Harald Jaksche, der ebenfalls aus der Schule Sadnik-Aitzetmüller stammt und ursprünglich Arbeiten zur altrussischen Philologie und historischen slowenischen Akzentologie vorgelegt hat, textlinguistischen Aspekten zu. Gemeinsam mit dem Schweizer Romanisten Michael Metzeltin legt er eine Arbeit vor, welche anhand der Analyse von Pu škins Kapitanskaja dočka die Konzeptionen Vladimir Propps auf moderne narrative Texte adaptiert, mit dem Ziel, schlussendlich eine formalisierte Textsemantik für Texte jeglicher Art zu entwerfen. Heinrich Pfandl arbeitet an seinem Habilitationsprojekt zur Erforschung des sprachlichen Verhaltens der russischsprachigen Emigration der dritten und vierten Welle, Ludwig Karni čar an ethnolinguistischen und dialektologischen Fragen des Kärntner Sprachraums.

Das Ausscheiden von Harald Jaksche führte zu einer achtjährigenVakanz des Ordinariats für Sprachwissenschaft deren negative Folgen für die Studierenden durch mehr oder minder regelmäßige Gastprofessuren wenigstens teilweise entschärft werden konnten. Unter den Gastlehrenden findet man so prominente Namen wie Aleksandar Flaker,Stjepan Damjanovi ć, Ol'ga Grigor'evna Revzina, Boris Andreevič Uspenskij , Jože Toporišič, Martina Orožen u.a.

Äußerlich fällt in diese Zeit der Umzug von Räumen in der Heinrichstraße 26/V in das neu errichtete Universitätszentrum Wall im April 1994, wasfast eine Verdoppelung des Raumangebots mit sich brachte.

1981, Schloß Welsdorf
Trummer, Trost, Miklas, Möltzner, Hendler, Sadnik, 
Lägreid, Eismann, Schelesniker, Jaksche, Aizetmüller 
1981, Schloß Welsdorf 
?, Weiher, Trummer, Isolde Jaksche, Schelesniker, Ertl, Lägreid, Trost, Miklas, Möltzner, 
Urbanczyk, Hadrovics, Hendler, Sadnik,  Eismann, Jaksche, Aizetmülller 
1981, Schloß Welsdorf 
Schelesniker, Lägreid, Trost, Trummer,  Miklas, Möltzner, Sadnik, Hendler, 
Eismann, Jaksche, Aizetmühller 
1981, Schloß Welsdorf 
Trummer, Trost,  Miklas, Möltzner, Sadnik, Lägreid, Eismann, Jaksche, Aizetmühller