O. Univ.-Prof. Dr. Ada Vidovič Muha
Institut für
Slowenistik der Universität
Ljubljana –
Oddelek
za slovenistiko Filozofske
fakultete Univerze v Ljubljani
Imeti in einer Transformationsbeziehung zu biti
(Die räumliche Interpretation des Verbs imeti,
recherchiert
anhand slowenischer Texte)
1 Die
Primitiv- bzw. primären Verben, zu
denen auch biti ('sein'), imeti ('haben') und delati
('machen/tun') gehören
(Quirk 1995, 120-132), werden bekanntlich daran
erkannt, daß sie lexikalisch-semantisch unzerlegbar sind, genauer gesagt
– sie können nicht in ein breiteres Begriffsumfeld eingeordnet werden,
deshalb sind sie im semantischen Sinne höchst verallgemeinernd (extensiv) (Vidovič
Muha 1998; 2000). Diese (lexikalisch-) semantische Eigenschaft verknüpft
solche Verben mit Pronomen, bzw. sie selbst fungieren als eine Art verbale
"Pronomen" – Pro-Verben.[1]
Wie
es aus der Wortbildungstheorie, die auch in der slovenischen Linguistik
Fuß gefaßt hat, bekannt ist, verkörpern diese Verben mit
ihrem proverbalen Charakter eine Transformationsbeziehung zwischen der
morphemischen und der syntaktischen Ebene. Die Verben biti, imeti und delati
sind diejenigen, die man in syntaktischen Stämmen aller aus Nomen und Adjektive
abgeleiteten Verben findet. Demnach sind sie verwandt durch die Tatsache,
daß sie unter bestimmten syntaktischen und semantischen Umständen
morphemisch werden. Wie bekannt (Vidovič Muha 1988, 17-25; 1988a; 2000,
53-62), handelt es sich hier um Beispiele wie
god-ova-ti ¬
imeti god 'Namenstag haben', gost-o-besed-i-ti
¬
biti gostih besed 'wortreich sein', brazd-a-ti
¬delati
brazde 'Furchen machen' bzw. pluž-i-ti
delati s plugom 'pflügen'.
Im
Mittelpunkt unserer semantischen Analyse stehen zwei durch Transformationen eng
miteinander verbundenen Verben imeti
und biti. Die für die Analyse relevanten
Kriterien können in drei Gruppen unterteilt werden:
–
paradigmatisch; dabei
handelt es sich um zwischenlexemische Verbindungen von Semen, sowohl auf der
Ebene der Gleichheit bzw. Ähnlichkeit – haupsächlich tritt hier
Synonymie auf, teilweise auch Hyper- und Hyponymie – als auch der semantischen
Unterschiede, vor allem Antonymie;
–
syntagmatisch; als
semantisch relevant tritt hier vor allem die Verbvalenz hervor, bei imeti z. B. Mono- und Bivalenz;
– paradigmatisch-syntagmatisch; vor allem geht es hier um die Anordnung der Aktante am Verb hinsichtlich ihrer unterschiedlichen grammatisch-kategorialen Eigenschaften – bei imeti erwiesen sich vor allem die Untergeschlechte "lebend" und "menschlich" als semantisch relevant –, und selbstverständlich um Transformationsverbindungen.
2 Die
Verben imeti und biti stellen jeweils auf verschiedene Weise
die Referenz zur gemeinsamen Begriffswelt her. Beim Ausdrücken der
Possessivität im weitesten Sinne, d. h. der räumlichen Bestimmung von
etwas mit Bezug auf jemanden, teilen diese zwei Verben die slavischen Sprachen
in zwei Gruppen ein, nämlich auf die die diese semantische Relation mit imeti (habere) ausdrücken, z. B. das
Slovenische, und die andere mit biti
(essere), z. B. das Russische, wie bei Ima konja
: U njego (jest') lošad' 'Er hat einen Pferd' mit
eindeutig possessiver Bedeutung njegov konj
'sein Pferd'. Die sog. Theorie des Lokalismus
– nach J. Lyons (1983, 322-330) – stützt die Hypothese, daß
räumliche Ausdrücke, im Gegensatz zu nicht-räumlichen
Ausdrücken aller Art, grammatisch und semantisch gesehen fundamental seien,
unter anderem auf die Erkenntnis, daß das Erhalten einer Eigenschaft oder
eines Zustands hinsichtlich des Befindens in diesem Zustand die gleiche
semantische Relation darstellt wie das Erhalten einer räumlichen Position
hinsichtlich des Befindens in dieser Position. Dies ist zugleich eine
mögliche Erklärung der Tatsache, daß in vielen Sprachen
possessive Konstruktionen von ihrer Struktur her den
lokalen nahe stehen (Lyons 1975, 403).[2]
Auch innerhalb des slovenischen
Sprachsystems weisen die Verben imeti
und biti (unter gewissem Vorbehalt) eine enge
Transformationsverbindung auf, die zugleich zahlreiche interessante
Stilvarianten ermöglicht und
beeinflüßt dadurch die informative Hierarchie des Textes
hinsichtlich der Gliederung nach Aktualität (Thema – Rhema). Im
Übrigen zeigt sich die Transformationsbeziehung zwischen imeti und biti als typologisch dreifach:
(a)
Die Transformation T1 bezeichnet eine Änderung der
Aktantenrollen, bei der das Ersetzen des Verbs imeti
durch das Verb biti im Satz den
Übergang von Nom4 zu Nom1 hervorruft, wobei aus dem
ursprünglichen Nom1 das possessive Genitiv entsteht (Gp),
bzw. im nächsten Schritt das possessive Adjektiv (Adjp). Mit
anderen Worten: der Besitzende, das ursprüngliche Nom1, wird
durch die Transformation ins possessive Genitiv zum Stamm des possessiven
Adjektivs, das Besitzte bzw. das die possessive Beziehung Schaffende dagegen
rückt an die Stelle des Subjektes und wird formal Nom1:
(1)
Sosed ima avto 'Der Nachbar hat ein Auto'
(1a) Avto je sosedov 'Das
Auto ist des Nachbars'
und daraus die Nominalisierung avto (od) soseda – sosedov
avto 'Auto des Nachbars' – 'Nachbars Auto'.
Transformation T1
mit Darstellung der Rollen von imeti
(b) Die Transformation T2 bezeichnet die Änderung der
Aktantenrollen, bei der das ursprüngliche Nom4, das Besitzte,
beim Ersetzen von imeti durch biti genauso an die Stelle des Subjektes
rückt und wird somit Nom1, während sich das ursprüngliche
Nom1 zu einer Lokalbestimmung umwandelt:
(1b) Avto je pri
sosedu, 'Das Auto ist beim Nachbarn'
hier ist die Frage nach dem Besitzer nicht relevant.
Transformation T2
(c) Die Transformation T3 bezeichnet alle übrigen
Fälle, bei denen das Verb biti
in Satzkonstruktionen eintritt, die ursprünglich mit imeti formuliert
waren.
Bei einer semantischen
Analyse des Verbs imeti und seinen
Transformationbeziehungen zu biti
soll man imeti unbedingt von zwei
idiomatischen Verbfügungen unterscheiden, nämlich von imeti za und imeti
se. Vom semantischen und lexikalen Gesichtspunkt weist imeti einen höheren Grad der
Komplexität auf. Die modale Bedeutung von beiden dieser Verben ist in
keiner Transformationsbeziehung zu biti,
wie bei Imaš
se (za)
učiti 'Du hast zu lernen' im Sinne von Moraš
se učiti 'Du sollst lernen'. –
Das Verb imeti und die
Verbfügungen imeti za und imeti se sind jedoch dadurch verbunden,
daß sie nicht präfigiert werden und somit formal keine
Perfektivität ausdrücken können.
2.1 Von seiner semantischen Relation zum
Verb biti her kann man das Verb imeti in mindestens drei grundlegende
Gruppen unterteilen; wobei die semantische Betonung des Verbs imeti jeweils auf folgendem Element liegt:
– Possessivität:[3]
zwischen den beiden Verben[4]
besteht eine hyper- bzw. hyponymische Relation, wenn
wir zugleich annehmen, daß Possessivität per
definitionem ein "sich befinden im Raum" beinhaltet,
in diesem Fall kann imeti nämlich mit biti pri kom kako (als Eigentum)
paraphrasiert werden, z. B. Sosed ima knjigo 'Der Nachbar hat das Buch' < Pri sosedu je knjiga 'Beim Nachbarn ist das
Buch' (als sein Eigentum);
– "sich befinden im Raum"; die Verben sind durch T2
in einer synonymischen Transformationsbeziehung,
z. B. Sosed ima (očetovo)
knjigo 'Der Nachbar hat (Vaters) Buch' – Pri
sosedu je (očetova) knjiga 'Beim Nachbarn ist (Vaters) Buch';
– Eigenschaften, Zustände u. ä. jmd./etwas zuschreiben, neben
der Transformation T1 tritt hier als semantisch parallel auch die
Transformation T3 auf, z. B. Otrok ima
vročino 'Das Kind hat Fieber' – Otrok
je vročičen 'Das Kind ist fiebrig'. Näheres zu
Aktanten und Zirkumstanten sowie ihren Rollenänderungen später.
2.1.1
Wenn es Possessivität ausdrückt, kann das Verb imeti in zwei Rollen auftreten:
(a) mit seiner vollen Bedeutung, wenn bivalent gebraucht; nach dem
syntaktischen Grundmuster: Nom1 imetipp Nom4:
(b) semantisch abgeschwächt, wenn monovalent gebraucht, nach dem
syntaktische Muster: Nom1 Verbpp, wobei Verbpp
® imetipp
Nom4.
Bei der Art der Possessivität lassen sich auf
verschiedenen Ebenen zahlreiche Unterschiede feststellen, beispielsweise auf
der Ebene der paradigmatischen-syntagmatischen Relationen vor allem durch
unterschiedliche grammatisch-kategoriale Erfüllung von diesem syntaktischen
Muster, und auf der Ebene von paradigmatischen bzw. zwischenlexemischen
Verbindungen, z. B. Synonymie, Antonymie, und syntagmatischen Relationen durch
unterschiedliche Nominalisierbarkeit.
2.1.1.1 Echte Possessivität:
(2) Sosed ima avto 'Der Nachbar
hat ein Auto';
Nom1 ® m+ (Mensch oder die
Personifizierung von einem Objekt im Falle von Rechtseigentum), Nom4
® m- mit einer
allgemeinen Bedeutung von "konkret", "materiell";[5]
imeti ist hier synonym zur Verbfügung biti lastnik 'Besitzer sein' (postajati lastnik
– postati lastnik – biti lastnik), auch posedovati 'besitzen':
Sosed ima avto /…/
'ist Besitzer von..., besitzt'. Transformation T1: Avto je sosedov 'Das Auto ist des Nachbars'
¬ Avto je (od) soseda 'Das Auto ist vom Nachbarn'– sosedov avto 'Nachbars Auto'.[6]
Transformation T2 ist zwar möglich, jedoch – wie gesagt – nur
wenn uns die Bedeutungsänderung im Sinne von hyper-/hyponymie bewußt
ist: die Possessivität, die wir hier behandeln, ist nämlich eine Form
des Existierens im Raum: Avto
je pri sosedu 'Das Auto ist beim Nachbarn' (in
diesem Falle seines); wie bereits gesagt ist biti + {Mo}
hier eine Art Hypernym: imeti
als 'bei jemandem als sein Eigentum sein'.
Das Objekt (Nom4) ist durch ein
possessives Adjektiv nicht entfaltbar; denn
(3) Sosed ima očetov avto 'Der
Nachbar hat Vaters Auto'
kann auch folgenderweise verstanden werden: (a) als synonym zu
Ortlichkeit Pri sosedu je očetov avto 'Beim
Nachbarn ist Vaters Auto', dies beweist die Trennung von eindeutiger
Possessivität (očetov) von der
räumlichen Plazierung, die in diesem Fall durch imeti ausgedrückt
und mit dem synonym biti pri kom 'bei jemandem
sein' bestätigt wird (Beispiel 2.1.2.1),[7]
oder (b) als generische Bedeutung des Adjektivs očetov,
die ursprünglich possessiv ist: Sosed ima
očetov avto
'Der Nachbar hat Vaters Auto' (das Auto, das ursprünglich vom Vater war).
Es handelt sich also um die Möglichkeit einer Bedeutungsverschiebung des
Adjektivs očetov von
Possessivität hin zur Generizität – das generische, ursprünglich
possessive, Verb imeti behält in Typ (b)
seine possessive Bedeutung.
In den Beispielen, bei denen Nom4 mit
einem qualitativen Adjektiv ausgedrückt ist,
(4) Sosed ima nov avto / Imamo nov avto, 'Der
Nachbar hat ein neues Auto / Wir haben ein neues Auto'
liegt das Rhema (der Bedeutungskern des Satzes) im allgemeinen auf der
qualitativen Bestimmung des Besitzten (dem qualitativen Adjektiv); dies
läßt sich durch die Verneinungsform beweisen: Sosed
nima novega avta (Sosed ima avto, ta avto ni nov) : Sosed
nima avta 'Der Nachbar hat kein neues Auto (Der Nachbar hat ein
Auto, dieses Auto ist nicht neu) : Der Nachbar hat kein Auto'.
Die Entscheidung, wie Thema und Rhema in solchen durch T1 entstandenen Sätzen einzuordnen sind,
beruht ebenfalls auf dem Prinzip der Gliederung nach Aktualität (Topolińska
1985): Sosedov avto je nov; Nov avto je sosedov 'Nachbars Auto ist neu,
Das neue Auto ist vom Nachbarn'.
2.1.1.2 In Beispielen, wo das Verb imeti monovalent ist, wird Nom4
durch eine Prädikatsbestimmung ausgedrückt. In diesem Rahmen lassen
sich zwei Possessivitätstypen erkennen:
2.1.1.2.1
Relationale
Possessivität:
(5) Sosed ima sestro, brata, očeta, ženo,
sestrično, strica (mater) /…/; prijatelja, sošolca. 'Der
Nachbar hat eine Schwester, einen Bruder, einen Vater, eine Frau, einen Freund
usw.'
Satzmuster: Nom1 Verbpp, Nom1 ® m+, Verbpp ® imetipp Nom4,
Nom4 ® m+. Das Verb imeti zeigt die Gehörigkeit des
Possessivitätsinhabers als Nom1 in eine Relation mit der Person,
die durch Prädikatsbestimmung ausgedrückt wird. Bei Verwandtschafts-
bzw. Familienrelationen haben wir stets mit gegenseitingen Relationen zu tun,
was mit einer besonderen Art von Transformation (T3) bewiesen werden
kann; dabei kommt die komplementäre Antonymität als Grundlage dieser
Relationen ans Licht.[8]
(5a) Sosed je (že) stric, brat, mož, bratranec,
nečak (sin) /…/ (ker ima nečaka,
sestro...), 'Der
Nachbar ist (bereits) Onkel, Bruder, Ehemann, Cousin, Neffe...' (weil er eine(n)
Nichte/Neffen, Schwester/Bruder, Frau usw. hat).[9]
Komplementäre
antonymische Relationen
Auf ersten Blick
erscheinen Verwandtschafts- oder Familienrelationen ähnlich wie
(5c) Sosed ima
prijatelja, 'Der Nachbar hat einen Freund'
wo das antonyme Paar prijatelj –
sovražnik 'Freund – Feind' möglich ist, jedoch ist
diese Relation nicht gegenseitig, denn die Transformation *Sosed
je prijatelj (ker ima
sovražnika ali obratno) 'Der Nachbar ist ein Freund (weil
er einen Feind hat oder umgekehrt)' ist sinnlos. Sobald wir aus
dem Rahmen der Verwandtschafts- oder Familienrelationen hinaustreten, ist auch
die Transformation wie im (5a) nicht mehr möglich.
Transformation T1: sosedov
brat ¬ brat (od) soseda 'Nachbars Bruder, Bruder vom Nachbarn':
obwohl das daraus entstandene Adjektiv Gp die Beziehung zum
Einzelnen ausdrückt und bleibt somit innerhalb seines ursprünglichen
semantischen Rahmens, kann das possessive Adjektiv nicht prädikativ
gebraucht werden: *Brat/prijatelj
je sosedov. In diesem Fall kann das possessive Adjektiv den
obligatorischen Substantivergänzungen zugeordnet werden (Pit'ha 1991).
Offensichtlich ist gerade die Unmöglichkeit der ganzen Transformation T1
ein wesentliches Kriterium für die semantische Abschwächung des Verbs
imeti : das possessive Adjektiv, das aus
dem Satz mit dem Hilfsverb imeti
(über Gp) entstanden ist, kann sich innerhalb dieser
semantischen Gruppe nicht in eine Prädikatsbestimmung transformieren, wenn
der Satz sinnvoll bleiben soll: sosedov brat.
2.1.1.2.2
Partitive Possessivität
(6) Človek ima roke; Jež ima bodice;
Hrast ima liste; Celica ima jedro;
'Der Mensch hat Arme, Der Igel hat Nädel, Die Eiche hat Blätter, Die
Zelle hat einen Kern'
In der Position von Nom1 steht der Name von einem Wesen bzw.
Organismus (Mensch, Tier, Pflanze) als generischer Begriff (Klasse, Spezies): Vsi ljudje, vsi
ježi, vsi hrasti imajo
/…/ 'Alle
Menschen, alle Igel, alle Eichen haben /.../', in
Nom4 steht die Bezeichnung des Bauteils vom Organismus bzw. Wesens (Nom1).
Das Verb imeti drückt so mit dem
Nom4 (der Prädikatsbestimmung) die Anwesenheit der
Konstituenten von etwas/jemandem aus, vom Gesichtspunkt der Zusammensetzung der
lexikalen Bedeutung können wir demnach von einer Prädikation von
einem (oder mehreren) der Seme (von den semantischen Einheiten). – Die
Synonymie mit den Verbgefügen biti (sestavljen) iz,
biti sestavina – sestavljati
'zusammengesetzt sein aus, ein Zusammenteil sein von, enthalten' bzw. biti del 'Teil sein' (mit einer Umordnung
von Aktantenrollen) ist ein Beweis dafür, daß es bei all diesen
Beispielen um eine Relation zwischen dem Ganzen (Nom1) und dem Teil (Nom4)
geht: Človek je sestavljen (tudi) iz rok –
(Tudi) roke sestavljajo
človeka – Roke
so del človeka 'Der Mensch ist (unter
anderem) aus Armen zusammengebaut – Die Arme sind ein Teil des Menschen'.[10]
Transformation T1: Gp ist der
Stamm vom generischen possessiven Adjektiv: človek-ove/-(š)ke roke; ježeva
bodica; hrastov list –
roke (od) človeka; bodica (od) ježa; list (od) hrasta 'Arme vom Menschen; Nadel vom Igel;
Blatt von der Eiche'. Gp
ist bezüglich des Numerus und Genus unmarkiert, deshalb kann man von einem
generischen possessiven Adjektiv sprechen;[11]
und für den prädikativen Gebrauch gilt, daß solche
lexikalisierten Wortverbindungen prinzipiell untrennbar sind; deshalb werden
eventuelle Beispiele wie Roke so človek-ove/(š)ke,
Bodica je ježeva, List
je hrastov als elliptisch verstanden: List
je hrastov (list).
Auch darin besteht der Grundunterschied zwischen Gp mit
ausgeprägten kategorialen Eigenschaften (Numerus – Singular, Genus –
Maskulinum/Femininum, Kasus – Genitiv), das immer als Stamm des possessiven
Adjektivs fungiert, und dem possessiven Genitiv, das bezüglich der
kategorialen Eigenschaften unmarkiert ist und als solches meist als Stamm vom
generischen possessiven Adjektiv fungiert (Vidovič Muha 2000, 63-75). –
Die Prädikatsbestimmung (Nom4) kann nicht mit einem possessiven
Adjektiv realisiert werden ohne Bedeutungsveränderung.
Die Relation Ganzes – Teil taucht auch in Fällen auf, wo Nom1
l- ist:
(6a) Tovarna ima
dimnik 'Die Fabrik hat einen Schornstein',
auch z. B. Šivanka ima uho 'Der
Nadel hat ein Ohr', Hiša ima okna 'Das Haus
hat Fenster'.
Die transformierten Adjektive aus Gp mit einer unmarkierten
Kategorie des Numerus und Genus gehören natürlich zum generischen
possessiven Typ wie tovarniški dimnik, hišno okno, šivankino
uho 'Fabrikschornstein, Hausfenster, Nadelohr'.
2.1.1.2.3
Eine Sondergruppe wiederum, die man hinsichtlich der Transformation T1
Gruppe der generischen
Bestandteilen nennen könnte (nicht generisch-possessiv wie die
vorige), stellen die Beispiele dar, in denen Nom1 eine aus quantitativ und ev.
qualitativ identischen Teilen Ganzheit ausdrückt. Dabei kann man
unterscheiden zwischen Fällen, die eine absolute Endlichkeit der
Bestandteilzahl aufweisen, und solchen, bei denen die Zahl der Bestandteile
zufällig ist. So geht es im ersten Fall um eine Bestimmtheit und
Unveränderlichkeit in Hinsicht auf das Allgemeine, wogegen gelten im
zweiten Fall die Bestimmtheit und Unveränderlichkeit für das Einzelne:
(7) Kilometer ima tisoč metrov,
'Ein Kilometer hat Tausend Meter'
auch z. B.: Teden ima sedem dni, Dan ima štiriindvajset ur, 'Eine
Woche hat sieben Tage, Ein Tag hat vierundzwanzig Stunden'
(8) Hiša ima tri nadstropja,
'Das Haus hat drei Stockwerke'
auch z. B.: Vrata imajo dve krili, Cesta ima tri pasove 'Die Tür hat zwei
Flügel, Die Straße hat drei Spuren' – Transformation T3:
(7a) Kilometer je
tisočmetrski,
auch Dan je štiriindvajseturni
u.ä. In diesem Fall geht es eigentlich um tautologische Relationsätze
wie Kilometer je enako tisoč metrov ('ist
gleich wie', 'entspricht') im Gegensatz zu
(8a) Hiša je
trinadstropna,
wo der Satz informativ bleibt, denn er kann folgenderweise modifiziert
werden: Hiša je lahko tudi trinadstropna.
Daraus können wir also erschließen, daß in beiden Typen,
Beispiele (7) und (8), die Transformation T1 in ein generisches
possessives Genitiv nicht möglich ist, sondern nur über ein (generisches)
Genitiv der Bestandteile zum (generischen) Adjektiv der Bestandteile, wobei Typ
(8) völlig sinnvoll ist – hiša (sestavljena) iz
treh nadstropij – trinadstropna hiša 'ein aus drei
Stockwerken (zusammengesetztes) Haus – ein dreistockiges Haus', Typ (7) dagegen
ist tautologisch.
2.1.2 Für die räumliche Bestimmung von
etwas relativ zu jemandem – Einordnung im Raum –, kann man in gewissem
Maße einige syntagmatische und paradigmatisch-syntagmatische
Grundcharakteristika beobachten, die parallel zur Possessivität stehen. So
gilt beispielsweise, daß das Verb imeti mit zwei oder einem
Aktant gebraucht werden kann, bzw. daß Nom4 durch ein Objekt
oder eine Prädikatsbestimmung realisiert werden kann. Ferner spielt die
Kategorie "menschlich" +/- die gleiche Rolle wie beim Ausdrücken
von Possessivität, und die Transformation in ein possessives Adjektiv (T1)
ist formal gesehen immer in den Fällen möglich, wo Nom4
nicht mit einem possessiven Adjektiv besetzt ist. Die Transformation T2,
die erwartungsgemäß die Aktantenrollen hierarchisch umordnet bzw.
eine Änderung ihrer Zahl bewirkt, kann durchaus stattfinden; eventuell
auch mit dem Synonym pripadati 'gehören
(zu)'.
2.1.2.1 Das gleiche syntaktische Muster wie
bei echter Possessivität – Nom1 imetipp Nom4 –,
sowie die gleiche grammatisch-kategoriale Erfüllung, d. h. Nom1
® m+, Nom4
® m- finden wir auch
in Ausdrücken einer echten Räumlichkeit, wo sich tatsächlich
etwas bei jemandem befindet:
(9) Urednik ima (zanimivo)
gradivo; 'Der Herausgeber hat (interessantes) Material'
Die Transformation T2: Pri uredniku je
'se nahaja' (zanimivo)
gradivo 'Beim Herausgeber ist /befindet sich/ (interessantes)
Material'; ähnlich auch z. B. Imam pero in svinčnik 'Ich habe einen
Feder und einen Bleistift' – Pri meni je
'se nahaja' pero in svinčnik 'Bei
mir sind /befinden sich/ ein Feder und ein Bleistift'; Imaš
ključe in denarnico? – So pri tebi
ključi in denarnica?. – Synonym zum Verb biti + {Mo} steht
nahajati se 'sich
befinden', und dies trennt auf der paradimatischen Ebene stets die lokale,
räumliche Bedeutung von imeti
von echter Possessivität, wo – wie gezeigt – eher das konkretere biti lastnik, posedovati
'Besitzer sein von, besitzen' vorkommt. – Die Transformation T2
ist jedoch – unter Berücksichtigung der erwarteten Umordnung der
Aktantenrollen – synonymisch und stellt
somit den Beweis dar, daß das Verb imeti eine
eindeutige örtliche/räumliche Bedeutung hat.
Der Grundunterschied zwischen verschiedenen
Bedeutungsvarianten der Possessivität stammt aus der Tatsache, daß
in diesem Rahmen das Objekt (Nom4) auch durch ein possessives
Adjektiv realisiert werden kann. In diesem Fall ist die Transformation T1 (Possessivität) nicht möglich, sondern
steht die auf der Transformation T2 (Räumlichkeit) basierende
Bedeutungsvariante im Vordergrund: Urednik ima
pisateljevo/njegovo gradivo
– Pri uredniku je pisateljevo/njegovo gradivo 'Der Herausgeber hat sein
Material – Beim Herausgeber ist sein Material'.
In einer Satzkonstruktion mit dem Verb imeti und einer Lokalbestimmung liegt der
Bedeutungskern (das Rhema) auf dem letzteren – es handelt sich um die
Verbundenheit von jemandem mit etwas, das sich an einem bestimmten Ort befindet:
(10) Otrok ima mizo pri oknu; 'Das
Kind hat den Tisch am Fenster'
Die Position des Rhema kann durch das verneinte Verb imeti bewiesen werden: Otrok
nima mize pri oknu (sicer jo ima)
'Das Kind hat den Tisch nicht am Fenster' (aber er hat ihn noch); Ključe sem imel v žepu, pa jih nimam več 'Ich hatte die
Schlüssel in der Tasche, aber ich habe sie nicht mehr' (dort, d. h. in der
Tasche, aber ich habe sie noch). T1: Moji
ključi so bili v žepu, pa
jih ni več (tam) 'Meine Schlüssel waren in meiner
Tasche, aber sie sind nicht mehr (dort)'. Der grundsätzliche
Orientierungspunkt (miza 'Tisch') im Raum (pri otroku – otrokova 'des Kindes') wird so
näher bestimmt (pri oknu 'am
Fenster').
Nach der Transformation T1 läßt sich ein Satz
neben der Aktualität auch hinsichtlich der Possessivität gliedern,
vgl. die Bedeutungsrelation zwischen (10a)
: (10b):
(10a) Miza pri oknu je
otrokova, 'Der Tisch am Fenster ist vom Kind'
(10b) Otrokova miza je
pri oknu. 'Der Tisch des Kindes ist am Fenster'
2.1.2.2 Auf der syntagmatischen und teilweise
auch paradigmatisch-syntagmatischen Ebene finden parallel zur relationale
Possessivität noch die sog. relationale Räumlichkeit; Nom4
® m+. Wie bei der
Räumlichkeit im allgemeinen ist auch hier vor allem die Transformation T2
von Interesse:
(11) Sosed ima zidarje; 'Der
Nachbar hat Bauarbeiter'
Transformation T2: Pri sosedu so 'se
nahajajo' zidarji 'Beim Nachbarn sind /befinden
sich/ Bauarbeiter'; auch z. B.: (Jutri) bomo imeli goste – (Jutri) bodo pri nas gostje 'Morgen haben wir
Gäste – Morgen sind Gäste bei uns'.
2.1.3 Das Verb imeti
– gemeinsam mit der Prädikatsbestimmung – erfüllt das Begriff der
Possessivität[12]
mit verschiedenen Eigenschaften, Zuständen oder Taten des
Handlungsträgers (Nom1). Diese Erfüllung kann entweder vom
Handlungsträger selbst ausgehen bzw. steht mit ihm in direkter Verbindung,
z. B. Ima brado, sto kilogramov, 'er hat einen Bart, 100
Kilo' oder tritt sie über einen Zustand erst nach abgeschlossener
Tätigkeit zustande, wie in Otrok ima (napisano) nalogo 'Das Kind hat die (geschriebene)
Hausaufgabe'.
2.1.3.1 Auf der Grundlage der semantischen
Erfüllung von Nom4 und den daraus hervorgehenden
Transformationsmöglichkeiten lassen sich – falls die Eigenschaft, der
Zustand oder die Tat unmittelbar mit dem Handlungsträger verbunden sind –
einige Gruppen unterscheiden.
2.1.3.1.1
Als eine Eigenschaft des Trägers (Nom1) kann auch sein (materielles)
Instrument auftreten (Nom4). Diese Gruppe ist vor allem dadurch
spezifisch, daß sie die
Transformation T1 (Gp sowie alle darfaus
entstandene possessive Adjektive) überhaupt nicht eingehen kann. Das Verb nositi 'tragen' ist zu gewissem Maß
synonym, drückt jedoch im Vergleich zu imeti
eine aktive Beziehung des Trägers zum Objekt aus:
(12) Sosed ima očala; 'Der
Nachbar hat eine Brille'
(teil-)synonym: Sosed nosi
očala 'Der Nachbar trägt Brille'; auch z. B. Ima periko,
slušni aparat, protezo
'Er hat eine Perücke, ein Hörapparat usw.' u.ä.; es handelt sich
um Beispiele, in denen Nom4 nur solche Instrumente bzw. Objekte
bezeichnet, die zu permanenten Eigenschaften des Trägers gehören. Die
Umwandlung des possessiven Adjektivs durch die Transformation T1 zur
Prädikatsbestimmung wie in Očala so
sosedova – sosedova
očala, ändert
die Bedeutung des Verbs imeti
zur echten Possessivität hin.
2.1.3.1.2
Die Subjektstelle – Nom1 – wird vom Träger der Eigenschaft
bzw. des Zustands besetzt:
(13) Sosed ima brado, brke; 'Der Nachbar hat einen Bart, einen
Schnurrbart'
wobei neben der erwarteten Transformation T1 – sosedova brada, brki 'Nachbars
Bart', noch die Transformation T3 biti
+ Eigenschafts- (Qualitäts-)adjektiv auftritt: Sosed
je bradat, brkat
'Der Nachbar ist gebartet, schnurrbärtig' – bradat, brkat sosed 'der schnurrbärtige
Nachbar'.
Als einen besonderen Typ können wir die
Ausdrücke behandeln, die räumliche, zeitliche oder schwergewichtliche
Eigenschaften von jemandem/etwas bezeichnen:
(13a) Ima petdeset let, sto kilogramov, dva
metra; 'Er hat fünfzig Jahre, 100 Kilo, zwei Meter'
Die Prädikatsbestimmung wird durch Transformation T3 zu
einer Zusammensetzung, wie z. B. Je petdesetletni, stokilogramski,
dvometrski 'Er ist fünfzigjährig, 100 Kilo schwer,
zwei Meter groß':[13]
Star je petdeset let, tehta
sto kilogramov in meri dva metra (v višino). – Die
Transformation T1 auf der Ebene der Prädikation vom possessiven
Adjektiv ist hier nicht möglich: *Brada je sosedova
'Der Bart ist vom Nachbarn'.
2.1.3.1.3
Die Subjektstelle - Nom1 – ist durch den Träger des
zeitlich begrenzten Zustands oder (potenziellen) Geschehens besetzt:
(14) Bolnik ima vročino, 'Der Patient hat Fieber'
entsprechend auch die Transformation T1 bolnikova
vročina 'des Patienten Fieber'. Die Transformation T3
rückt die Konsequenzen des Zustands in den Vordergrund: Bolnik ima vročino und deshalb Je vročičen 'ist fiebrig';
ähnlich auch: Imam abonma 'Ich habe ein
Abonnement' – Sem aboniran 'Ich bin
abonniert'.
Das Verb imeti kann neben dem
deverbalen Nomen zusätzlich noch das aktuelle Geschehen bezeichnen, das
erst durch die Transformation zum Verb deutlich wird:
(15) Ima predavanje, govor, nastop; 'Er
hat eine Vorlesung, Rede, einen Vortrag'
Transformation T3: Predava, govori,
nastopa 'Er liest, redet, trägt vor'; Zajtrk
bomo imeli v hotelu 'Frühstück haben wir im Hotel' – Zajtrkovali bomo v
hotelu 'Wir werden im Hotel frühstücken'; Ima god – Goduje.
In Beispielen wie
(16) Sosed ima štipendijo, plačo,
kredit[14]
'Der Nachbar hat ein Stipendium, einen Lohn, einen Kredit'
haben wir bei der Transformation T3 mit einer typischen
Relation zwischen Aktiv und Passiv zu tun;
(16a) Sosed je
štipendiran, plačevan, kreditiran, 'Der Nachbar ist stipendiert,
belohnt, kreditiert'
was tatsächlich bedeutet Soseda
štipendirajo, plačujejo, kreditirajo 'Der Nachbar wird stipendiert
usw.'
2.1.3.2 Das Verb imeti drückt
in seiner geschwächten Bedeutung ein Zustand aus, das vom Träger (Nom1)
nach einer abgeschlossenen Aktivität erworben wird.
Folgende Beispiele zeigen wie die abgeschlossene Tat
durch imeti und Nom4
ausgedrückt wird:
(17) Otrok ima napisano nalogo; 'Das
Kind hat die geschriebene Hausaufgabe'
Transformation T1 in T3: Otrokova
naloga je napisana 'Die Hausaufgabe des Kindes ist geschrieben'.
Häufig finden wir Beispiele, in denen die Subjektstelle (Nom1)
mit einer Personenbezeichnung besetzt ist, während Nom4 ein
Teil des (meschlichen) Organismus bezeichnet (vgl. Abschnitt 2.1.1.2.2), und
das Adjektiv wie ein Prädikatsatribut eine Eigenschaft oder ein Zustand
davon:
(18)Oči ima odprte. 'Die
Augen hat er auf'
Transformation T1: Njegove oči
so odprte 'Seine Augen sind geöffnet'; ähnlich auch: Nos ima rdeč 'Die Nase hat er rot', Obraz ima zabuhel 'Das Gesicht hat er
aufgeschwollen'.
2.1.4
Das Verb imeti kann auch als Modalverb
gebraucht werden. So kann es folgendes ausdrücken:
(a) Möglichkeit einer Handlung:
(19) Ta pa ima s čim plačati,
'Der hat aber womit zu bezahlen'
in der Bedeutung Der kann
problemlos zahlen; ähnlich auch z. B.: Ima se
kam umakniti 'Er hat wohin zu fliehen' in der Bedeutung Er hat einen Ort, wohin
er fliehen kann; hierzu lassen sich auch Beispiele wie Ima dokaze 'Er hat Beweise' – Er kann es beweisen einordnen;
(b) Verpflichtung zu einer Handlung:
(20) Njemu se imaš zahvaliti za pomoč
'Ihm hast du zu danken für die Hilfe'
in der Bedeutung Ihm sollst du
für die Hilfe danken; Zdaj se imaš
učiti 'Jetzt hast du zu lernen' – Jetzt
sollst du lernen;
(c) Erwartung von einer Handlung oder einem Ereignis:
(21) Vlak ima odpeljati vsak čas,
'Der Zug hat jeder Zeit abzufahren'
anders gesagt Vlak naj bi
odpeljal/lahko odpelje
vsak čas 'Der Zug könnte/sollte jeden Moment abfahren'
(vielleicht auch mora odpeljati
vsak čas 'muß abfahren'); dazu noch Zvečer ima priti 'Er hat abends zu
kommen' – Zvečer naj bi prišel
'Er soll am Abend kommen';
(č) Zukunft; der Beispielsatz (27) kann auch wie folgt
interpretiert werden: Vlak ima
odpeljati vsak čas – 'Vlak bo odpeljal
vsak čas' – Der Zug wird jeden Moment abfahren.
2.1.5
Das Funktionsverbgefüge imeti za
kann die Zweckbestimmung oder Modalität ausdrücken.
2.1.5.1 Bei der Bedeutung
"Zweckbestimmung" ist das Verb imeti
za monovalent; Nom im Ap ist
deverbal, unter bestimmten Umständen auch weglaßbar:
(22) Klop ima za spanje; 'Er hat
die Bank zum Schlafen'
Transformation T1 und T2: Pri
njem je klop za spanje 'Bei ihm ist die Bank zum Schlafen' (zum
Schlafen bestimmt) – Spi na klopi 'Er
schläft auf der Bank'; bei diesem Typ kommt generell die Transformation zu
einem vollen (aus dem Ap entstandenen) Verb vor; wie in: Ribe imamo za večerjo 'Wir haben Fisch
zum Abendessen' – Večerjali bomo ribe
'Wir werden Fisch abendessen'; Telečje
meso ima za zrezke (delanje zrezkov) 'Sie
hat Kalbsfleisch für die Schnitzel' –
Dela zrezke iz (telečjega) mesa 'Sie macht Schnitzel aus (Kalbs-)Fleisch';
Koga imate za slovenščino 'Wen
haben sie fürs Slovenische?' – za učenje slovenščine? 'Wer unterrichtet sie Slovenisch?' Imate kaj za žejo? 'Haben sie was
gegen Durst?'– S čim se odžejate? 'Womit
kann man Durst löschen?'
2.1.5.2 Die Bedeutung des Verbmodus bei imeti za kann deutlich erkennbar oder
verhüllt sein.
Mit deutlich erkennbarem Modus kann man folgenden Beispiel
erklären:
(23) Trditev imam za resnično,
'Ich habe diese Behauptung für wahr'
in der Bedeutung Ich glaube, daß diese Behauptung wahr ist'.
Beim verhüllten (impliziten) Modus wird auf die
Unbedingtheit bzw. Notwendigkeit der Handlung hingewiesen, z. B. wegen einem
Versprechen oder eigener Absicht, etwas für jemanden oder im Namen von
jemandem zu tun, entweder (a) auf konkreter Ebene, z. B. was konkretes
übermitteln, aushändigen usw., oder (b) auf verbaler Ebene, durch
eine Aussage die Handlung zu vollbringen; hier geht es natürlich um
Handlungen, die durch performative Verben benannt werden:
(24) Imam pismo zate, 'Ich habe einen Brief für dich'
durch die Transformation T2 ergibt sich Pri
meni je pismo zate 'Bei mir ist ein Brief für dich' (von
jemandem), womit wir eigentlich sagen möchten: Moram
Ti izročiti pismo 'Ich soll die einen Brief aushändigen'
oz. Pridi ga iskat (k meni) 'Du sollst ihn (bei mir) abholen' / Moraš (si) ga vzeti; imeti
za spielt hier eine rein räumlliche Rolle, deshalb ist die
Transformation T1 moje pismo zate
'mein Brief für dich' in dieser Bedeutung irreführend.
Nom4 kann auch etwas abstraktes bezeichnen:
(25) Za soseda imam pozdrave, novico, 'Für
den Nachbarn habe ich Grüße, eine Nachricht'
was eigentlich bedeutet: Soseda moram
(weil ich es jemandem versprochen habe) pozdraviti 'Ich
soll den Nachbarn grüßen', mu sporočiti
novico 'ich soll ihm etwas Bescheid sagen' usw.; durch die
Verbalisierung von dem Gruß oder der Nachricht ist die (versprochene)
Handlung vollbracht.
2.1.6 Das Verb imeti
tritt auch mit dem Morphem se
auf – imeti se:
(26) Imamo se dobro, slabo, 'Wir
haben uns gut / schlecht'
Hier könnte man se eventuell
als Reflexivpronomen interpretieren, wie z. B. Imamo
sebe v dobrem/dobro
'Wir haben uns im Guten'; nach der Transformation T2: (Mi) smo 'se
nahajamo' v dobrem,
slabem 'Wir sind (befinden uns) im Guten, Schlechten' bzw. Smo dobro, slabo.
2.1.7 Wie wir gesehen haben, treten neben dem
Verb imeti noch die Funktionsverbgefügen imeti za und imeti
se auf. Die drei Formen werden dadurch verbunden, daß alle
auch eine modale Bedeutung haben und nicht präfigiert werden können,
somit tragen sie auch keine formale Merkmale der Perfektivität.
2.1.8
Das Verb imeti, das bei weitem den
größten Umfang und die höchste semantische Komplexität
aufweist, bestätigt durch diese Abhandlung die einleitende Hypothese,
daß - nachdem Modalität ausgefiltert wird – drei grundlegende
Bedeutungen im Vordergrund stehen. Diese werden zusätzlich durch die
Erkenntnis miteinander verknüpft, daß alle eine räumliche
Einordnung von etwas relativ zu jemandem im weitesten Sinne ausdrücken.
Die fundamentale Relation wird also auf der einen Seite vom Träger der
Possessivität (dem Besitzer) und Träger der Räumlichkeit
hergestellt, und auf der anderen Seite von dem, das ihnen als Objekt der
Possessivität (das Besitzte) bzw. als Objekt der räumlichen Einordnung
zugeteilt wird. Dabei ist der Begriff der räumlichen Einordnung
höchst abstrakt zu verstehen, sowohl auf der Ebene des Raums (bei jemandem)
als Begriff, als auch auf der Ebene der Elemente, die in diese räumlichen
Relationen eintreten. – Das Verb imeti
bestätigt sich hier als Vollverb sowie Hilfsverb; wobei sich das Kriterium
für das Erkennen der einen oder anderen Funktion aus der Möglichkeit
einer syntaktischen Einordnung des durch Transformation T1
entstandenen, prinzipiell possessiven Adjektivs ergibt: wenn dieses aus dem
Vollverb imeti entstanden ist, kann es
alle syntaktischen Rollen besetzen, wenn es jedoch aus dem semantisch
abgeschwächten imeti stammt, kann er nicht
als Prädikatsbestimmung, d. h. neben dem Kopula biti
als Träger der Prädikatsbedeutung, auftreten. Nach diesem Kriterium
ist imeti in folgenden Beispielen
typischerweise Vollverb: (2), Sosed ima avto –
Avto je sosedov, (9) Urednik
ima gradivo – Gradivo je urednikovo. In allen anderen Beispielen,
d. h. in der Mehrheit, ist es dagegen semantisch abgeschwächt und somit
ein Hilfsverb. Die Gründe, die einen Übergang des possessiven
Adjektivs in die Prädikatsbestimmung hindern, können wir den
Eigenschaften der nach der Transformation T1 entstandenen
Nominalverbindung entnehmen. In einer solchen verbindung befindet sich:
(a) das possessive Adjektiv in der Position am Nomen, das folgendes
bezeichnen kann:
– persönliche Beziehungen, z. B. sosedov
brat ('Nachbars Bruder');
– Eigenschaft, Zustand (meist nach einer Handlung), verhüllte
Handlung usw.: sosedova brada ('Nachbars
Bart'), bolnikova vročina ('Fieber
des Patienten') u. ä.;
(b) das generische Adjektiv, das per definitionem Teil einer festen
Wortverbindung ist – hier handelt es sich um die Benennung eines relativen (generischen)
Begriffs; die Relativität der durch Transformation T1
entstandenen Adjektive kann hinsichtlich ihres Ursprungs zwei Bedeutungen haben:
– possessiv: Gp drückt die Verbindung zum Allgemeinen
aus, formal zeigt sich dies als Unerkennbarkeit des Numerus und Genus, so
bleibt das Adjektiv in dieser Hinsicht unmarkiert, z. B. šolski
vrt ('Schulhof'); tovarniški
dimnik ('Fabrikschornstein');
– possessiv / ein Zusammenteil ausdrückend, z. B. človeška/človekova
glava ('Menschenkopf').
Daraus läßt sich zusätzlich erschliessen, daß das
Verb imeti nie als reines Kopula gebraucht wird
wie z. B. biti; sondern hat es immer
auch eine semantische Funktion.
Die zahlreichen Transformationsvorgänge, d. h.
die paradigmatisch-syntagmatische Kriterien, aber auch die Synonymie und
Antonymie – zwei paradigmatische und interlexemische Kriterien der semantischen
Gliederung -, bieten vor allem auf der Ebene der Aktualitätsgliederung
hinsichtlich der textuellen Dimensionen viele sprachsystemische Stilvarianten
auf.
2.2 Die Verben biti
+ {Mo} und
imeti sind in ihrer ursprünglichen
Bedeutung in einer hyper- bzw. hyponymischen Relation: biti
kann lediglich das Annehmen einer Position oder das Befinden an einem Ort ausdrücken,
ohne jeglichen weiteren Bestimmungen:
(27) Nekdo/Nekaj
je. 'Jemand/Etwas ist.'
Als solches gehört es zu den sog. Primitivverben. Das
syntagmatische Ausgangskriterium für die hier behandelte Bedeutung ist
Monovalenz, und auf der paradigmatischen Ebene Synonymie mit dem Verb obstajati. In
diesem semantischen Bezug von biti zeigt
sich imeti in einer untergeordneter Rolle: das
Annehmen bzw. Besetzen einer Position, das auch durch imeti ausgedrückt
werden kann, ist nur relativ zu jemandem möglich, d. h. synonym immer nur
mit biti + (verbalem)
{Mo}, wie in biti
pri (eventuell als Besitz). – Ansonsten können wir wie
folgt postulieren:
(a) nur die Transformation T2 verbindet das Verb imeti mit dem biti + {Mo}
als Vollverb, wobei es notwendigerweise zu einer Umordnung der Aktantenrollen
kommt; speziell bei der Lokalbestimmung, die realisiert wird durch ein
präpositionales Nomen oder nominales Personalpronomen, bestimmt von
Subgenus m+: imeti – biti pri kom (auch
als Besitz).
(b) Transformationen T1 und T3 eröffnen beim
Verb imeti die Verbindung zu biti als Kopula: T1 ruft immer
eine Verengung der Aktantenrollen hervor und ändert zugleich das bivalente
imeti zum monovalenten biti:
imeti kaj – biti od koga. – Auch alle
Transformationen T3 von imeti
stellen die Verbindung zum Kopula biti
her. In diesem Rahmen gilt besondere Aufmerksamkeit auch dem
Funktionsverbgefüge biti iz:
hier geht es um einen Ausdruck der Bestandteil – 'sestavljati', z. B. – Človek ima trup in ude – Človek je (sestavljen) iz trupa in udov – Človeka sestavljajo /…/.
Das Verb biti kann jedoch nicht in eine Transformationsbeziehung zu imeti eintreten, wenn die Prädikatsbestimmung aus primären Prädikativen zusammengesetzt ist. Diese Eigenschaft läßt uns unterscheiden zwischen den Beispielen Pri nas je bilo mraz 'Bei uns war es kalt' : Pri nas je bil mraz 'Bei uns war Kälte': eine Transformationsbeziehung mit imeti ist nur im zweiten Beispiel möglich: Pri nas smo imeli (velik) mraz 'Bei uns hatten wir (unglaubliche) Kälte.
3 Eine semantische Gliederung des Verbs imeti auf der Grundlage syntagmatischen und
paradigmatischen Kriterien eröffnet die Fundamente der semantischen
Beziehung zum Verb biti: zwei
Transformationsmöglichkeiten, die über das ganze Spektrum von imeti aktiv sind – nämlich die
Transformationen zum possessiven Adjektiv und zu einer räumlichen
adverbialen Fügung –, stellen das bindende Glied zu biti dar.
Auf der Basis von diesen Transformationen wird das Verb imeti
in seiner Sonderfunktion bestätigt – als eine Art der Räumlichkeit
von etwas – des Existierens von etwas oder jemandem im Raum relativ zu einem
Orientierungpunkt – dem Träger der Possessivität, d. h. dem Besitzer (Possessor).
4 Bedeutungsgruppen des Verbs imeti und ihre Einordnungskriterien
1 Unidiomatizität: imeti
1.1 Amodalität: Transformation T1 (Possessivität)
– konsequent, konditional; Transformation T2 (Räumlichkeit) im
weiteren Sinne; biti und imeti
in einer hyper-/hyponymischen oder synonymischen Beziehung
1.1.1 Possessivität: Konsequenz der Transformation T1;
T2 (Räumlichkeit) im engeren Sinne; biti+ {M0}
und imeti in einer hyper- bzw. hyponymischen
Beziehung
1.1.1.1 echt: Nom4 ® m- Bivalenz des Verbs imeti;
Adjp nach der Transformation T1 in allen syntaktischen
Rollen; synonym zu 'besitzen, Besitzer sein von': Sosed
ima avto
1.1.1.2 unecht: Monovalenz des Verbs imeti;
Adjp nach der Transformation T1
klassifikationsmäßig begrenzt auf die Stelle neben dem nominalen
Kern
1.1.1.2.1 relation: Nom4 ® m+; die typische T3 zeigt bei
Verwandtschafts- bzw. Familienrelationen die Reziprozität der Beziehung
zwischen Nom1 und Nom4, und dies rechtfertigt die
komplementäre Antonymie: Sosed ima
nečaka – Sosed je stric (Neffe – Onkel)
1.1.1.2.2 Ganzes - Teil: die Transformation (u.a.) zum Genitiv der
Zusammensetzung (Gz); durch die T1 entstandene Adjektiv
ist generisch; synonym zu 'zusammengesetzt sein aus, Bauteil sein von'
1.1.2 Räumlichkeit: T2 – biti
und imeti in einer (Transformations-)
Synonymbeziehung; Transformation T1 nur bedingt möglich (Abwesenheit
des Adjp im Satz mit dem Prädikat imeti);synonym
zu 'gehören (zu)'
1.1.2.1 echt: Nom4 ® m-; Bivalenz des
Verbs imeti; Möglichkeit der
Stellung von Adjp neben Nom4: Urednik
ima njegovo gradivo 'Der Herausgeber hat sein Material'
1.1.2.2 relation: Nom4 ® m+; Monovalenz des Verbs imeti: Sosed ima
zidarje 'Der Nachbar hat Bauarbeiter' – Pri
sosedu so zidarji/sosedovi zidarji 'Beim
Nachbarn sind Bauarbeiter'
1.1.3 Eigenschaftlichkeit: Monovalenz des Verbs imeti;
diverse Möglichkeiten von Transformation T3
1.1.3.1 Aussehen, (körperliche) Eigenschaft: Sosed
ima brado 'Der Nachbar hat einen Bart' –
Sosed je bradat 'Der Nachbar ist bärtig'
1.1.3.2 Zustand als Folge, (implizite) Handlung: Bolnik
ima vročino 'Der Patient hat Fieber' –
Bolnik je vročičen 'Der Patient ist fiebrig'; Otrok ima napisano nalogo 'Das Kind hat die
geschriebene Hausaufgabe' – Otrokova naloga
je napisana 'Seine Hausaufgabe ist geschrieben'
2 Idiomatizität:
2.1 imeti za
2.1.1 Unmodalität – Zweckbestimmung: Monovalenz des Verbs imeti; Nom4 deverbal: Klop ima za spanje 'Er hat die Bank zum
Schlafen' – Spi na klopi 'Er
schläft auf der Bank'
2.1.2 Modalität
2.1.2.1 deutlich: Trditev imam za
resnično 'Ich habe die Behauptung für wahr' – Menim, da je
trditev resnična 'Ich glaube, daß die Behauptung wahr
ist'; Ima se za učiti 'Er hat zu lernen' – Mora se učiti 'Er soll lernen'.
2.1.2.2 verhüllt: Pozdrave imam
zate 'Ich habe Grüße für dich' – Moram te pozdraviti /
Naročeno mi je, naj te pozdravim
'Ich soll dich grüßen / Mir wurde bestellt, dich zu
grüßen'
2.2 imeti se: Transformation T3:
Imamo se dobro 'Wir haben uns gut'
Abkürzungsverzeichnis
Adjp – possessives
Adjektiv
Ap – präpositionales Akkusativ
Gp – possessives Genitiv
l – lebendig
m – menschlich
Mo – Verbmorphem
'Ortsadverb'
Nom1 – Nomen als Subjekt
Nom4 – Nomen als Objekt
T – Transformation
Verbpp – finite (personale)
Verbform
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Ljubljana: Znanstveni inštitut Filozofske fakultete.
[1]
R. Quirk (1995, 130-135) weist zudem bei primären Verben wie biti (be), delati
(do) und imeti
(have), die in bestimmten syntaktischen Umfelden auch als Vollverben gebraucht
werden können, auf ihre Rolle als Hilfsverben hin.
[2]
Daß Possessivität nichts anderes als Einordnung, d. h.
räumliche Bestimmung von etwas relativ zu jemandem, ist im Rahmen der
Linguistik bereits von Genfer Strukturalisten festgestellt worden, darunter
auch R. F. Mikuš (z. B. 1962). – Die Funktionsgrammatik von M. A. K.
Halliday (1994, 119-138) klassifiziert die Relationsprozesse, die stets durch
die Beziehung (Relation) zwischen zwei Entitäten definiert wird,
hinsichtlich der Umstände (x ist bei a),
Possessivität (x hat a) und Identifikation (x ist a); dabei kann man x hat a auch als x ist
bei a auf eine bestimmte Weise verstehen.
[3]
Auf der Grundlage von semantisch-syntaktischer Gliederung der
Possessivität (im weitesten Sinne), wie sie durch verschiedene nominale
Fügungen mit einem possessiven Adjektiv ausgedrückt wird, wurde auch
echte Possessivität festgestellt – das Adjektiv besetzt die Stelle neben
dem nicht-verbalen Nomen -, und innerhalb davon die Eigentumspossessivität
der Adjektive wie in očetov
klobuk 'Vaters Hut' / občinska
stavba 'Gemeindegebäude', und unter den Nicht-Eigentum
ausdrückenden die Possessivität der Bestandteil wie noževa konica 'Messerspitze',
relationische (generische) Possessivität, z. B. očetov
brat 'Vaters Bruder' in otrokov
učitelj 'des Kindes Lehrer'; unter unechte
Possessivität gehören Beispiele wie očetovo
delo 'Vaters Werk' / gamsov skok 'der
Gemse Sprung' sowie bolnikova vročina 'des
Patienten Fieber' /njegov abonma 'sein
Abbonnement' (Vidovič Muha 1981; 2000, 63-75).
[4] Genau gesagt: es geht um die Beziehung zwischen imeti und biti mit einem freien Verbmorphem mit der Bedeutung eines Ortsadverb: biti + {Mo}.
[5]
Z. Topolińska (1985, 81-96) sieht nach A. Wierzbicki für die echte
Possessivität das Muster f (x, y)
vor, wobei es sich um ein 'menschliches Wesen' (x)
+ 'materielles Objekt' (y)
+ 'absolute Verfügung' (f).
– Im Allgemeinen wird die Kategorie der Possessivität als ein Relation
zwischen dem Besitzer und dem Besitzten interpretier, und gehört als
solche unter grundlegende sozialen Relationen (Štěpán 1985,
20-27).
[6]
Das echte possessive Genitiv, wie avto (od) soseda
'Auto vom Nachbarn' ist singulär, d. h. es geht um ein Zuschreiben des
Eigentums dem Einzelnen. Im Slovenischen wird dies konsequent getrennt je nach
dem weiblichen oder männlichen Suffix – -ov
: -in; diese Suffixe weisen alle
Eigenschaften einer Endung auf – Fall Genitiv, Genus männlich/weiblich,
Numerus singular. Somit haben wir hier eigentlich mit einem Endungsuffix zu tun.
[7]
Daraus läßt sich entnehmen, daß im Slovenischen das verb imeti beim Ausdrücken von
Possessivität "schwächer" ist als das possessive Genitiv
oder das daraus entstandene possessive Adjektiv.
[8]
Die komplementäre Relation wird der Antonymie zugeordnet, z. B. bei J.
Lyons (1980, 281-327), J. Filipec (1985, 129-132), A. Vidovič Muha (2000,
169-174).
[9]
Eine Besonderheit ist die Relation Eltern – Kind/Kind - Eltern: 'Jeder Mensch
hat einen Vater und eine Mutter/Eltern', das heißt 'Jeder Mensch ist ein Kind' (doch nicht
unbedingt ein Vater oder Mutter), deshalb ist der Satz 'Der Nachbar hat einen
Vater/eine Mutter' und daraus 'Der Nachbar ist ein Sohn' im Unterschied zu
allen anderen Verwandtschaftsrelationen tautologisch.
[10]
Der generische Charakter des Begriffs im Nom1 einerseits und seine
erkennbares Merkmal oder Bauteil im Nom4 andererseits
ermöglichen bei diesem Typ die Synekdoche, wie z. B. mit Bezug auf den
Menschen Možgani zapuščajo državo, Pridne roke 'Das Gehirn flieht ins
Ausland' oder 'Fleißige Hände' usw.
[11]
Daß es sich neben der Possessivität auch um die relative (generische)
Bedeutung handelt, d. h. um eine Art feste Verbindungen von Nomem (Lexeme),
wird auch durch entsprechende Zusammensetzungen im Deutschen bewiesen: človeški možgani – Menschengehirn, lisičji rep – Fuchsschwanz, smrekova iglica – Fichtennadel;
während die nominale Verbindung mit einem possessiven Adjektiv
selbstverständlich nicht lexikalisiert ist, was wiederum im Deutschen
bewiesen werden kann, z. B. očetovo
posestvo – Grund des Vaters (Vidovič
Muha 1988a).
[12]
Hier wird Possessivität selbstverständlich im weitesten Sinne
verstanden – als Einordnung, jemandem etwas zuschreiben.
[13]
Die konkrete Dimension wird von Maßadjektiven stets nur mit einer der
beiden antonymischen Bezeichnungen ausgedrückt, z. B. globok
– plitev 'tief – niedrig', die die Eigenschaft benennt, die
überdurchschnittlich ausgeprägt ist; in dieser Rolle jedoch
unmarkiert hinsichtlich der Dimension (die überdurchschnittlich groß
ist), z. B. globok dva centimetra/pet metrov 'zwei Zentimeter/fünf
Meter tief sein'. (Vidovič Muha 1981; 2000, 63-75).
[14] Die Verben wie prejemati, dobivati 'erhalten, bekommen' sind scheinbare Synonyme, doch eigentlich handelt es sich um eine Relation Ursache - Folge: dobivati, prejemati und deshalb imeti.
Übersetzung:
Špela Vintar
Filozofska fakulteta